Malakka
Malakka, eine Stadt an der Westküste von Malaysia, ist nur 240 km von Singapur entfernt. Eine gute Gelegenheit, mit meinem Neffen Josh, der gerade für ein paar Wochen zu Besuch ist, einen kurzen Ausflug über die Landesgrenze zu machen.
Mehrere Busse fahren täglich die Strecke Singapur-Malakka und zurück. Auf busonlineticket.com haben wir Fahrkarten gebucht und sind frühmorgens vom Busbahnhof Queen Street nähe Bugis aufgebrochen. Die Busse sind mit breiten und bequemen Sesseln ausgestattet und wir konnten sogar die Beine lang ausstrecken.
Wer sich am Hotel „Casa del Rio“ absetzen lässt, befindet sich mitten in der Altstadt und von dort haben wir sehr schnell und einfach unser Hotel gefunden mit dem Sightseeing losgelegt. Die Stadt steht seit 2008 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbe und die Altstadt ist wirklich traumhaft schön. Am Fluss ist mir auch das alte hübsche Wort „pittoreske” eingefallen.
Die alten Häuser in ihren unterschiedlichen Farben beherbergen Restaurants und Bars, in denen man ein Bier zu angenehmen Preisen trinken und dabei den Anblick wirken lassen kann. Kurzurlaub eben. Am Nachmittag waren wir im Bamboo House essen. Das liegt nicht direkt am Fluss, aber auch mitten im alten Viertel von Malakka. Von der Straße wirkt es wie ein unscheinbares Haus. Die Tür ist verriegelt und wird erst geöffnet, nachdem man geklingelt hat und über die Sprechanlage verrät, mit wie vielen Leuten man essen möchte. Gruppen mit mehr als sechs sind nicht erwünscht. Innen erwartet eine angenehme Atmosphäre. Mehrere Tische im Innenhof, eine einfache aber stylische Einrichtung und viel Grün an den Wänden.
Josh und ich waren uns schnell einig, den Beef-Burger zu bestellen. Eine gute Wahl, wie sich nach dem Anblick der selbstgemachten Kartoffelspalten und dem leckeren Kartoffelsalat herausstellte. Zum Trinken gab es selbst hergestelltes Orangenbier. Etwas süßlich, aber ok. Nach einem Blick auf die Speisekarte war auch noch Nachtisch drin, (und weil wir einen Mindestverzehr brauchten, um mit Kreditkarte zu zahlen): heißer Brownie mit Eis und für jeden einen Cappuccino. Nicht wirklich typisch malaiisch, aber bei den Preisen haben wir nur zu gerne mal westlich reingehauen. Der ganze Spaß hat insgesamt 20 € gekostet und es war ein echtes Festmahl!
So gestärkt haben wir uns die Altstadt angesehen. Wie zum Beispiel das alte Rathaus, die Christ Church, das Porta de Santiago und St. Paul’s Hill mit der Kirchenruine. Seit dem 15. Jahrhundert stand Malakka unter chinesischen, malaiischen, portugiesischen, niederländischen und britischen Einflüssen und von allen ist die Stadt geprägt. Ein sehr interessanter Rundgang für einen Nachmittag.
Der Hunger am Abend hat uns später auf eine harte Probe gestellt: Die meisten Lokale waren geschlossen. Vielleicht weil es Montag war? Sogar im Jonker Walk, eigentlich das Ausgehviertel von Malakka, war fast alles dicht. So sind wir im Geographer‘s Café gelandet und haben Pizza gegessen. Wir sind noch ein bisschen durch die Gegend geschlendert, aber um 20 Uhr waren bereits alle Bürgersteige hochgeklappt.
Am 2. Tag haben wir uns das Maritime Museum angesehen. Dieses ist in dem Nachbau eines portugiesischen Segelschiffs untergebracht was ganz lustig ist, denn man kann darauf herumklettern. Der gegenüberliegende Markt war leider enttäuschend, nur ein paar Läden mit chinesischem Schnickschnack. Dafür ist aber der Jonker Walk am Tag ganz nett. Dort gibt es viele hübsche kleine Läden mit Handarbeiten. Einige scheinen wirklich selbst hergestellt zu sein, aber andere Dinge habe ich schon in Souvenirläden in Südafrika gesehen …
Dann bin ich dummerweise auf die Idee gekommen, die schwimmende Moschee sehen zu wollen. „The Floating Mosque“ liegt auf einer kleinen Insel vor Malakka, die auch zu Fuß über eine Brücke erreichbar ist. Eine Stunde waren wir in der Hitze unterwegs. Das großangelegte Bauvorhaben ist leider pleitegegangen. Nun stehen dort ein paar Hausruinen und der Hafen wird auch nichts mehr einbringen. Aber die Moschee ist schon 2006 fertig geworden und mittlerweile der einzige Grund, warum sich noch wenige Touristen auf die Insel verirren. Auf dem Rückweg haben wir zwecks Abkühlung einen Bummel durchs „Dataran Pahlawan“ gemacht, einem großen Einkaufszentrum.
Zum Tagesabschluss gab es einen Drink in einer Bar am Fluss. Es ist sehr ruhig und beschaulich dort zu sitzen. Am Wochenende soll ja die Hölle los sein in Malakka, aber wir haben von Montag bis Mittwoch ein malerisches verträumtes Städtchen entdeckt.
Vor der Rückreise am nächsten Tag haben wir noch den mit traditionellen Materialien nachgebauten Sultanspalast angesehen. Eine imposante Holzkonstruktion, bei deren Zusammenbau kein einziger Nagel verwendet wurde. Im Inneren werden ein paar Palastgeschichten über den mystischen Nationalhelden Hang Tuah anhand mehrerer Gemälde erzählt, was sehr unterhaltsam ist.
Vom Glockenturm inmitten der Altstadt fährt der Bus Nr. 17 alle 20 Minuten zum Busbahnhof „Melaka Sentral“, von dem die Busse nach Singapur abfahren. Aufgepasst, von dort dauert der Weg eine Stunde. Wer durch den Jonker Walk geht und am anderen Ende der Straße einsteigt, braucht nur noch 30 Minuten. Ganz gut zu wissen, wenn die Zeit knapp wird.
Das war eine schöne Abwechslung vom Singapurer Großstadtleben. Man sollte nur bedenken, dass der schöne Teil von Malakka sehr klein ist. Nachmittags ankommen und am nächsten frühen Abend wieder abfahren, das reicht vollkommen aus. Aber diese eineinhalb Tage lohnen sich absolut!