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Großes Wiedersehen

Singapur begrüßt immer nach den Ferien die meisten Neuankömmlinge. Es ist ja ein ständiges Kommen und Gehen im Red Dot, doch zum Schuljahresanfang kommen die meisten neuen Expats. Die German European School Singapore, kurz GESS, veranstaltet darum jährlich eine Welcome fair.

Institutionen und Händler stellten sich am letzten Samstag vor und warben um neue Kunden und Mitglieder. Sport- und Sprachangebote, verschiedene Clubs, Lebensmittelhändler, die deutsch-singapurische Handelskammer und viele andere haben sich präsentiert. Wir waren mit einem Stand der German Association dabei, der Herausgeberin von Impulse. Impulse ist das deutschsprachige Magazin in Singapur, dessen Redaktion ich seit eineinhalb Jahren leite.

In diesem Jahr waren mehr Besucher als sonst anwesend, denn die Schule hat gerade erst ihren nagelneuen Campus an der Dairy Farm Lane bezogen und alle waren neugierig und wollten sich die neue Anlage ansehen. Das war ein großes Hallo während der zweieinhalb Stunden und hat echt Spaß gemacht. Ich habe so viele Leute seit Wochen nicht gesehen, denn während der Sommerferien sind ja alle, die man kennt, über den gesamten Erdball verstreut im Urlaub. Viele neue Menschen habe ich auch getroffen und freue mich schon darauf, einige in den nächsten Wochen näher kennenzulernen.

Ich kann mich noch so gut an unseren Anfang vor zwei Jahren erinnern. Nach wie vor ist Singapur aufregend und täglich geschieht Neues, es bleibt immer spannend. Doch die ersten Monate, in denen der Alltag erobert wird, die Faszination von diesem besonderen Ort aufkommt, dann sich doch Verzweiflung auftut, weil alles anscheinend komplett anders als gewohnt funktioniert, dazu noch dieses komische Englisch, an das man sich gewöhnen muss (ich habe alles online erledigt, um bloß nicht telefonieren zu müssen) – eine Zeit, die ich nicht missen möchte und immer in liebevoller Erinnerung behalten werde. Denn es findet sich immer jemand der Rat weiß, unter die Arme greift und bei der Lösung hilft. Bei denjenigen, die einem helfen, kann man sich selten direkt revanchieren. Dafür gibt man diese Unterstützung später an den Nächsten weiter – ein tolles System, das sich automatisch entwickelt hat.

Ich hoffe, dass alle weiterhin Impulse lesen und sich damit gut unterhalten und informiert fühlen. Auf der Welcome fair gingen unsere Hefte jedenfalls weg wie warme Semmeln!




Choa Chu Kang Cemetery – Der größte Friedhof Singapurs

Im äußersten Westen der Stadt bin ich selten unterwegs, mit Bus und Bahn dauert es Ewigkeiten dorthin und mit dem Taxi ist zwar die Hinfahrt sehr einfach, doch um zurückzukommen muss man eher bangen, dass sich ein Fahrer zum Abholen erbarmt.

Umso schöner, dass Cony vorgeschlagen hat, mit ihrer Vespa einen Ausflug zum Choa Chu Kang Friedhof zu machen. Der größte Friedhof in Singapur, auf dem Angehörige aller ethnischen Gruppen ihre letzte Ruhe finden. Wir haben unseren Rundgang bei den chinesischen Gräbern begonnen und waren fasziniert.

Auf den ersten Blick sehen alle Parzellen gleich aus, aber bei näherer Betrachtung sind die individuellen Ausstattungen und Gestaltungen sichtbar. Sie liegen sehr dicht beieinander und manche Besucher müssen an fremden Ruhestätten regelrecht vorbeiklettern, um das Grab ihrer Angehörigen zu besuchen.

Jeder Grabstein hat eine lange Inschrift mit chinesischen Schriftzeichen und zeigt ein Bild des Verstorbenen. So blieben selbst wir als Fremde doch hin und wieder andächtig stehen und stellten uns vor, wer da wohl gerade vor uns liegt.

Die Größe des Friedhofes ist gewaltig. Über weite Felder hinweg liegt eine Grabstelle neben der anderen und es kommt mir vor, es ginge hinter dem Horizont immer weiter.

Das ändert sich zurzeit, denn der Friedhof wird von seiner Gesamtfläche von 318 Hektar über einen Zeitraum von mehreren Jahren auf 200 Hektar verkleinert. Auf der gewonnenen Fläche erfolgt die Erweiterung der Tengah Air Base, unter anderem mit einer neuen Landebahn. Dafür müssen insgesamt 80.000 chinesische und muslimische Gräber weichen. Um dieses bewerkstelligen zu können, gab die Regierung im Jahr 1998 bekannt, dass neue Gräber nur noch für die Dauer von 15 Jahren vergeben werden. Die Exhumationen sind in mehrere Phasen eingeteilt und begannen 2014. Die exhumierten Leichname werden auf Staatskosten eingeäschert und an anderen Stellen begraben oder auf See bestattet. Weil den Muslimen die Feuerbestattung untersagt ist, werden diese an andere Plätze des Friedhofs umgebettet.

Ein trauriger Gedanke, dass ein großer Teil dieser 72 Jahre alten Geschichte weichen muss. Und ein Jammer für die aufwendig und teuer gestalteten Gräber. Es sind wirkliche Kunststücke und ich würde gerne die eine oder andere Statue retten, denn es wäre einfach zu schade, wenn alles zertrümmert wird.

 

 




National Day

Singapur hat in den 53 Jahren seiner Eigenständigkeit viel erreicht und die Singapurer sind sehr stolz auf ihr kleines Land, das mit harter Arbeit und strengen Regeln so erfolgreich geworden ist.

Vor 50 Jahren noch ein malariaverseuchter Zipfel der Malaiischen Halbinsel, gehört der Stadtstaat heute zu den reichsten Ländern der Welt.

Mit dieser Entwicklung hat im Jahr 1965 niemand gerechnet, als Lee Kuan Yew am 9. August die Abspaltung von der Föderation Malaysia bekanntgeben musste. Während seiner Rede unterbrach der damalige Premierminister und kämpfte mit den Tränen. Seine Angst vor der Zukunft war groß, denn ohne Bodenschätze und mit einer Wirtschaft, die von den umliegenden Ländern abhängig war, sah das bevorstehende Leben nicht rosig aus.

Doch in rasanter Zeit entwickelte sich der flächenmäßig kleinste Staat Südostasiens zu einem der Hauptfinanzplätze weltweit. Der Hafen war bereits zu Kolonialzeiten ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor und mit steigendem Reichtum konnte auch das Bildungssystem verbessert werden. Das alles funktionierte nur mit harten Regeln und Maßnahmen, doch mit dem Land ging es stetig bergauf. Da muss einmal im Jahr etwas Eigenlob erlaubt sein.

Bereits Wochen zuvor werden Straßen und Häuser mit Flaggen geschmückt. Wir sind Mitte Juli in den Urlaub gefahren, konnten aber schon vorher die Dekorationen bewundern.

Am eigentlichen Nationalfeiertag findet eine große Parade statt, deren Proben ebenfalls schon lange stattfanden. Samstag für Samstag haben wir die Flugkünste der Soldaten bestaunen können und waren immer wieder fasziniert, wenn die Helikopter überdimensionale singapurische Flaggen über unser Condo zogen.

In diesem Jahr erlebe ich diesen Feiertag bereits zum dritten Mal. Die Parade ähnelt sich immer, genannte Helikopter mit Flagge sind auch nicht neu. Trotzdem ist es immer wieder aufregend und ich bin dabei auch etwas traurig, dass ein gewisser positiver Nationalstolz uns in Deutschland von klein auf aberzogen wird – auch wenn wir mittlerweile immerhin zur Fußball-WM unsere Fahnen herausholen.

Die Singapurer sind stolz auf Erreichtes und zeigen es auch. Als Joseph Schooling bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio die erste Goldmedaille für Singapur überhaupt holte, hat unser ganzes Condo laut gebrüllt. Der Schwimmer darf nun übrigens sein Leben lang gratis mit AirAsia fliegen.

Nicht jeder Singapurer hat die Gelegenheit, seinen persönlichen Erfolg wie Schooling mit einer Cabriofahrt durch die Stadt zu zelebrieren. Darum feiern alle gemeinsam am 9. August ihre Heimat, in den letzten Jahren an der Marina Bay. Die Eintrittskarten zur Tribüne sind heißbegehrt. Ich kenne Locals, die sich seit Jahren dafür bewerben und trotzdem noch nie dort waren. Da kommt es der Löwenstadt zugute, dass zu ihrem Fortschritt auch die vielen Wolkenkratzer gehören. Viele Bewohner können zumindest die Flugshow von diversen Dächern aus bestaunen. Wir sind ins Nebenhaus in den 41. Stock gefahren und haben das Spektakel von der Dachterrasse aus angesehen. Natürlich waren wir nicht die einzigen mit dieser Idee, so ist es auch eine schöne Gelegenheit, die Mitbewohner kennenzulernen und gemeinsam zu feiern bis auch das obligatorische Feuerwerk vorbei ist.




Afternoon Tea mit romantischem Antrag

 

Die britische Kolonialvergangenheit hat viele Spuren in Singapur hinterlassen – und es sind auch sehr schöne dabei. So ist die Kultur des „High Teas“ sehr verbreitet. Viele Hotels und Restaurants bieten diese englische Zeremonie an. Gestern war ich mit Marion im Fullerton Bay, dort gibt es das Café „Clifford Pier“. Früher kamen hier die Einwanderer und Seefahrer an, und auch die Fähren zu den umliegenden Inseln legten hier ab.

2006 wurde der Pier geschlossen und aufwendig renoviert. Heute ist der Komplex mit Restaurants und Hotel ein unglaublich schöner und atmosphärischer Ort, um sich mit Freunden zu treffen und ab 15 Uhr der guten Tasse Tee beim Singapore Heritage Afternoon Tea zu frönen. Dazu gibt es Leckereien, die einen das bevorstehende Abendbrot vergessen lassen. Lokale Spezialitäten, stilvoll auf einer Etagere serviert, machen einen normalen Nachmittag zu etwas Besonderem. Als I-Tüpfelchen unseres Besuchs versammelte sich eine Gesellschaft am Flügel, und der große Strauß roter Rosen in den Händen eines ziemlich nervös wirkenden Mannes ließ eine Ahnung bei uns aufkommen. Der arme Kerl musste etwas warten und sah schon halbverhungert aus. Die Champagnerkübel standen bereit und mittlerweile fieberten wir auch schon mit, ob die Angebetete noch auf der Bildfläche erscheinen würde. Das Warten wurde belohnt und sie erschien – ohne zu wissen, bald eine Braut zu sein.

Dann ging die Show richtig los, und auch wenn der männliche Hauptdarsteller ein ziemlicher Poser ist, war es sehr rührend. Sie kicherte nur verlegen, schaute verunsichert um sich und er schwang sich an den Flügel um ein Liebeslied zu singen.

War schon schön! Für die Gäste knallten dann die Champagnerkorken und die oben beschriebenen Etageren durften geplündert werden. Dem haben wir uns nach der romantischen Einlage auch wieder gewidmet und weiter das Angebot durchprobiert, es wird auf Wunsch auch stets nachgefüllt.

Vergesst Kalorien, Lactoseintoleranz oder andere Unverträglichkeiten! Genießt lieber die Atmosphäre in dem historischen Ambiente und probiert Euch durch die Teesorten.

Ich weiß jetzt, warum die Queen sich ihre Tea-Time nicht nehmen lässt. Dass sie sich Kanne und Etagere allerdings erst um 17 Uhr servieren lässt, bedeutet für den Koch dann wohl wirklich Feierabend, denn zum Dinner brauchte ich nichts mehr!

 




Bier brauen, die Zweite …

 

… aber diesmal durfte ich nur zusehen.

Verständlich, denn eine andere Frau hat wesentlich mehr Ahnung davon: Jayne Lewis hat mit ihrer Brauerei Two Birds Brewing in Melbourne schon viele Preise eingeheimst und war eingeladen, zusammen mit Braumeister Gabriel Garcia vom LeVeL33 ein „Golden Ale“ mit tasmanischem Hopfen zu brauen.

Der Akt des Brauens an sich ist ja nicht sehr spannend: Die Zutaten werden in den Tank gegeben und dann dauert es ein paar Wochen, bis das Bier fertig ist. Die Zeit dazwischen ist wichtig – wenn man denn vorher das richtige Rezept benutzt hat: Da hat jeder Brauer sein eigenes, und Jayne und Gabriel probieren nun einen Mix daraus.

 

Für Jayne war dieser Arbeitsausflug etwas Besonderes, denn bisher hat sie nicht so öffentlich gearbeitet, wie es im Tower 1 der „Marina Bay Financial Centre Tower“ im 33. Stock üblich ist: „Bierbrauen mit Publikum direkt an der Bar, das ist neu für mich.“ Die Gäste, die sich nicht nur an dem tollen Ausblick auf die Bay ergötzen wollen, können hier regelmäßig den Bierbrauern bei der Arbeit zusehen, denn die Anlage befindet sich mitten im Restaurant. Hinter dem Tresen stehen die zwei großen kupferfarbenen Kessel – diese kommen übrigens aus Österreich.

Wir Geladenen hatten auch noch das Glück, dass das Restaurant seit gerade mal drei Wochen eine neue Chefköchin hat. Archan Chan, in Hongkong geboren und in Australien aufgewachsen, brachte persönlich kleine Leckereien unter die Leute, womit sie sich sehr beliebt machte. Und nachdem ich mich lange abgewehrt hatte, habe ich mich doch auf ein Glas Bier (um 10 Uhr am Morgen) eingelassen. Aber hey, es trägt den Namen „Champagner-Bier“ – ich musste einfach probieren. Schmeckt ganz leicht und frisch – die 8,7 % Alkoholinhalt habe ich erst hinterher erfahren …

Ab dem 2.8. können die Gäste im LeVeL33 das heute angesetzte Golden Ale probieren, zu dem Launch findet an dem Tag auch eine große Tap-Party statt, bei der ein Menü aus australischen Zutaten kredenzt wird.

Ich fasse also zusammen: Eine australische Köchin kocht zum Bier, das mit australischem Hopfen von einer Australierin gebraut wurde. Passt!

 

 

 

 

 




National Day Singapur

Sie fliegen wieder!

Wie gut erinnere ich mich daran, als ich zum ersten Mal die Helis mit den riesigen Flaggen im Schlepptau gesehen habe – ich schwamm gerade im Pool unseres Condos und konnte nicht glauben, was da über meinen Kopf flatterte.

 

Nun sind sie wieder da und trainieren regelmäßig für die Flugshow zum National Day an der Marina Bay am 9. August. Die Kampfjets donnern über die Stadt hinweg und die Drohnenshow war gut am Himmel über dem Marina Bay Floating Stadium zu sehen. Am schönsten ist aber, dass auch das Feuerwerk geprobt wird!

Bis zum großen Ereignis finden die Flugübungen noch an jedem Samstag statt. Nächste Woche planen wir ein Picknick auf der Dachterrasse im 41. Stock, da fliegen die Hubschrauber zum Anfassen nah vorbei.




Peranakan

Als Fan der Peranakan-Küche habe ich am Wochenende das Peranakan-Museum besucht, um mehr über die Geschichte zu erfahren. Und die ist so umfangreich, dass man sich jahrelang damit beschäftigen kann. Das neoklassizistische Gebäude von 1912 in der Armenian Street selbst ist schon eine Besichtigung wert. Die Ausstellungsräume sind nach verschiedenen Themen aufgeteilt.   

Galerie 1 trägt den Namen „Origins“ und zeigt Porträts mehrerer Angehörige der verschiedenen Peranakan-Communitys in Singapur. Das Wort „Peranakan“ stammt aus dem Malaiischen und bedeutet „Kind von“ oder „hier geboren“. In Südostasien ein feststehender Begriff für Menschen mit gemischter Herkunft – meist Chinesen, die mit malaiischen Frauen ihre Familien gründeten. Galerien 2 bis 5 erzählen die Geschichte und den Ablauf einer traditionellen Peranakan-Hochzeit, die immerhin zwölf Tage andauert! Schmuck- und Möbelstücke, die extra für diesen Anlass angefertigt werden sind anzusehen und wenn man lange genug vor den zwei großen Bilderrahmen mit schwarz/weiß-Porträts stehenbleibt, fangen die abgebildeten Personen an zu reden und erzählen aus ihrem Leben. Das ist wirklich schön gemacht und interessant dazu. Die Galerie 6 „Nonya“: so nennen sich die Frauen der chinesischen Peranakans. Textilien und Handwerkskunst wie Perlenstickerei werden gezeigt, viele der Exponate sind auch zum Anfassen und Mitmachen gedacht! So steht ein Telefon bereit mit der Aufforderung, den Hörer abzunehmen und zuzuhören, wovon die Frauengespräche früher handelten – übrigens kein großer Unterschied zu anderen Kulturen und auch nicht zu der heutigen Zeit. In Galerie 7 geht es um Religion, die sich aufgrund der gemixten Kulturen aus Daoismus, Buddhismus und allgemeinem Volksglauben zusammensetzt. Sehr schöne alte Schränke mit beeindruckenden Schnitzereien (natürlich viele Drachen) und typische Altäre sind dazu ausgestellt. Die Galerie 8, „Public Life“, zeigt anhand alter Fotos und Exponate das öffentliche Leben, den Handel und die Politik prominenter Peranakans in Singapur. Galerie 9 ist meinFavorit und wie eingangs erwähnt ja auch der Grund meines Besuchs: Food and Feasting. Da musste ich mich gleich an den Tisch setzen. Und man beachte: entgegen der gewöhnlich runden Esstische der Chinesen ist dieser eckig und lang. Außerdem gibt es eine große Auswahl der wunderschönen farbenfrohen Keramik der Peranakans zu bewundern und eine originaleingerichtete Küche aus der alten Zeit wird zum Leben erweckt.

 

39 Armenian Street
Singapore 179941

Eintritt 13 S$

Täglich geöffnet von 10 bis 19:00 Uhr

Freitags bis 21:00 Uhr

 

 




Wo ist die Zeitkapsel der GESS?

Und was ist das eigentlich? In diesem konkreten Fall geht es um die Kapsel, die am 21. Juni 1984 im Boden des Geländes der deutschen Schule (German European School Singapore – kurz GESS) vergraben wurde. Fotografische Lichtbilder zeugen von diesem Ereignis, aber niemand weiß, wo der Akt exakt stattgefunden hat. Kann das sein?

Mit dem neuen Schuljahr feiert die GESS ihre Eröffnung des neuen Campus an der Dairy Farm Road. Fünf Jahre an Planung und Kreditverhandlungen in Millionenhöhe sind dem vorausgegangen. Nun sind noch „Altlasten“ zu entsorgen.

Nach der Schulgründung im Jahr 1971 mit sechs Schülern in einem Privathaus und diversen darauffolgenden Umzügen, wurde nach langen Verhandlungen als 7. Stätte das Schulgebäude am Bukit Tingii gebaut – auf gepachtetem Schweizer Land. Endlich angekommen in einem selbstgebauten Gebäude auf weitreichendem Gelände. Nach alter internationaler Tradition wurde auch eine Zeitkapsel im Boden vergraben. Gefüllt mit einer Zeitung des Tages und alten Schulprotokollen wurde diese in einer Ecke verbuddelt.

Die Vogelgrippe bringt die europäische Sektion hervor Die Schule wurde immer beliebter, die Schülerzahl stieg stetig – von der Vogelgrippe 2003-mal abgesehen. Weil damals viele Expats in die Heimat flohen und keine Neulinge nach Singapur kamen, sank die Schülerzahl rasant und die Schule stand kurz vor dem Aus. Mitbegründer Dieter Gumpert war 17 Jahre Präsident der Schule und erinnert sich an die Diskussionen: „Wir wollten eine internationale Schule gründen, uns aber von den anderen abheben und sind so auf die europäische Sektion gekommen.” Damit machte ein englischsprachiger Zweig aus der deutschen Schule eine europäische. Die Schülerzahl stieg dermaßen gewaltig an, dass die Grundschule ausgegliedert werden musste und die Idee des neuen Standortes aufkam.

Sitzen die Schildkröten auf der Kapsel? Am 13. September wird dieser nun endlich offiziell eröffnet, womit der Gedanke an die Zeitkapsel wiederaufkam. Sie soll einen Platz im neuen Gebäude erhalten. Aber wo ist das verdammte Ding? Alte Zeitzeugen und Spatenhalter beim Grundstich vor 34 Jahren machten sich im Januar dieses Jahres auf die Suche. Einige der Beteiligten erinnern sich nicht mal mehr daran, dass sie damals an der feierlichen Eingrabung beteiligt waren, wurden aber mit Beweisfotos überzeugt. In echter Goldgräberstimmung haben sie gemeinsam das Gelände am Bukit Tinggi abgesucht. Es gibt Ideen, aber so wirklich kann sich niemand erinnern … Ein paar Monate später ist man sich endlich einig über den genauen Buddelort – unter dem Schildkröten-Bassin, das später entstand. Da darf nur leider niemand ran, die Tiere sind an den neuen Unterpächter mit vermietet.

Sollte „das Ding” auch anderswo nicht aufzufinden sein, dann bleibt es dort, wo es hingehört. Eine Zeitkapsel sollte nicht gesucht, sondern gefunden werden. Und irgendwann, in vielen Jahren, wenn wir alle nichts mehr dazu beitragen können, findet vielleicht ein Bauarbeiter, Architekt oder Naturliebhaber diese Kapsel und sie kann endlich ihren Zweck erfüllen: Aus der Zeit erzählen, als eine Handvoll Deutscher den Traum einer deutschen und mittlerweile europäischen Schule mit 1600 Schülern in Singapur realisiert hat.

 




You never stand alone

… so lautet der Slogan auf Internations.org, einer weltweiten Plattform, die Expats aller Nationalitäten auf Events in angesagten Clubs vernetzen möchte.

Letzte Woche habe ich solch ein Treffen im Altimate am Raffles Place besucht. Es war nicht viel los, aber eine Gruppe Mädels saß in einer Ecke zusammen und dort bin ich erstmal hin und habe mich vorgestellt. Wie in Singapur üblich wurde ich mit offenen Armen aufgenommen und die allgemeine Vorstellungsrunde am Tisch konnte starten. Srii kommt aus Indien und macht Logistikarbeit für Schiffscontainer. Neben ihr saß eine sehr elegante Dame mit langen Ohrläppchen (wegen der schweren Ohrringe) und pakistanischen Wurzeln. Sie ist E-Book-Schriftstellerin. Die nächste überreichte mir ihre Karte mit einem großen rosa „Eros”-Schriftzug darauf. Sexualtherapeutin und Partnervermittlerin. Da wurde mir auch klar, wofür diese Veranstaltung gut ist. Nachdem nämlich feststand, dass auch ich für die anderen (was auch immer Suchenden) total uninteressant bin, löste die Gruppe sich schnell auf und ich schlenderte weiter durch die Bar. Da sprach mich ein Engländer an. 1. Satz: „With InterNations, you never stand alone.” 2. Satz: „Du bist sehr groß.” 3. Satz: „Aber im Bett liegend sind sie alle gleich groß.” Bäääm, Hammerspruch! Wir haben uns doch noch sehr nett über englischen Humor unterhalten und irgendwie hat er auch die Geschichte untergebracht, in der er in Thailand erst nachts um vier in seinem Hotelzimmer herausgefunden hat, dass es ein Ladyboy war, „die” er die ganze Nacht angebaggert hatte …

Nachdem er diese – zugegebenermaßen amüsant beschriebene – Story fertig erzählt hatte, meinte er, da ich meinen Mann erwähnt hätte, würde er sich nun nach den Single-Ladies umsehen.

Tja, da war er weg. Schade, ich hätte so gerne noch erfahren, was ihn die Nacht ohne Happyend mit dem Ladyboy gekostet hat …




Treffen mit Roman Weidenfeller

10 Uhr, Post Bar im Fullerton. Interviewtermin mit Roman Weidenfeller, der seine aktive Karriere in dieser Saison beendet hat. Sein neuer Job: Botschafter des BVB Borussia Dortmund. Erste Station: Singapur.

Mit meiner Kollegin Sandra habe ich einen der typischen Pressetermine wahrgenommen und wir sind ohne große Erwartungen zum Interview erschienen. Doch dann wurden wir überrascht, mit welcher Herzlichkeit Roman Weidenfeller auf uns zugekommen ist, bevor wir überhaupt Guten Tag sagen konnten. Es wurde ein sehr lockeres und angenehmes Gespräch und mit Hinblick auf das erste deutsche Spiel heute Abend in Russland sind wir sehr schnell auf das Thema Brasilien gekommen, die WM, bei der er 2014 zum deutschen Kader gehörte. Ich habe ihn gefragt, ob zusammen mit den Jungs auch eine Art Klassenreisegefühl aufkommt, was er sofort bejahte: „Bei der Ankunft gibt es gleich Gerammel um die Zimmer. Klose bekam das beste, das ist auch völlig in Ordnung. Ich bin gleich vorweg in ein Zimmer mit Meerblick spaziert und habe mich gut positioniert. Aber die Zimmer werden nach Länderspielanzahl verteilt, da hatte ich ganz schlechte Karten. Ich bin dann in der Abstellkammer gelandet.” Da fängt er schallend an zu lachen und erzählt weiter, wie Thomas Müller Golfbälle durch die Unterkunft geschlagen hat und sie ständig Angst hatten, dass er die Scheiben einhaut. „Einige Bälle sind auch im Meer gelandet.” So wie er von den Wochen in Brasilien erzählt könnte man meinen, er sei traurig, bei dieser WM nicht dabei zu sein. „Ich habe alles aufgesaugt, was in der Zeit zu erleben war. Zu einigen habe ich noch Kontakt und werde den Jungs auf jeden Fall schreiben.”

Es war wirklich mehr eine nette und lockere Unterhaltung als ein Interview. Roman Weidenfeller wollte auch wissen, was uns nach Singapur geführt hat und wie unser Leben hier aussieht. Aber wir wollten mehr über ihn hören und auch, wie er zu dem Pressehype um seine Person steht. Da grinste er nur und erzählte von einer Situation während des Urlaubs auf seiner Lieblingsferieninsel Ibiza: „Wir waren sehr privat und romantisch unterwegs und wollten in einem Restaurant zu Abend essen. Da machte es ‚bamm, bamm’ und die Bildzeitung schoss Fotos. Das war unglaublich.” Trotz wahrzunehmender Empörung erzählt er die Anekdote nicht verärgert und ist sich auch bewusst, dass diese Situationen immer weniger werden, nachdem er seine Spielerkarriere beendet hat. In seiner neuen Aufgabe scheint er sich wohl zu fühlen, schaut in Singapur nach Nachwuchssportlern und gibt auch ein Training mit jugendlichen Torhütern der örtlichen Vereine. Dann reist er noch weiter nach Thailand um Borussia Dortmund zu präsentieren bevor es wieder zurück nach Deutschland geht, wo er auch die Bundesligaspiele seines Vereins verfolgen wird: „Wir müssen mehr als Einheit auftreten. Die Mannschaft hat ihre eigenen Erwartungen nicht erfüllt. Das hat nicht nur mit den Trainerwechseln zu tun, da müssen die Spieler sich auch an die eigene Nase greifen.”

Nach zwanzig Minuten war die Gesprächszeit leider um. War auch besser so, denn mit dem Blick auf die nächste Saison kamen wir auch auf meinen Heimatverein, dem HSV, zu sprechen. Sein Mitleid zum Abstieg hielt sich dabei in Grenzen. Mir klingt noch immer ein „das wurde auch Zeit” in den Ohren. Aber ich mag ihn trotzdem, den Ersatz vom Ersatz des Torhüters der deutschen Nationalmannschaft 2014 🙂