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Batik?? Ja – im NUS Museum

Was für eine große Anlage dieses Universitätsgelände der National University of Singapore (NUS)! Sie wurde 1905 gegründet und ist damit die älteste und dazu noch größte der sechs Universitäten in Singapur.

Auch als Nichtstudent gibt es Gründe, den Kent Ridge Campus zu besuchen. Das NUS Museum ist für jedermann zugänglich und hat sich zur Aufgabe gemacht, das intellektuelle und kulturelle Leben innerhalb und außerhalb der Universität aktiv zu fördern. Sowohl bei den ständigen wie auch bei den temporären Ausstellungen fällt der Blick dabei stets auf Asien und seine Entwicklung in allen Belangen.

Noch bis zum 30. Juni 2018 ist zum Beispiel die Ausstellung „Always Moving“ mit Batikkunst von dem singapurischen Künstler Sarkasi Said zu sehen. Batik? War mir bisher nur als in Farbwasser getauchte Klamotten bekannt. Solch ein T-Shirt hatte ich früher auch, lange vor dem Studentenalter. Im NUS Museum hat sich dann mal wieder erwiesen, dass Neugierde schlauer macht.

„Immer in Bewegung“ lautet der übersetzte Name der Ausstellung und in den elf gezeigten Werken ist wirklich viel los. Anspielungen auf Tradition, Natur, imaginäre Räume und Disziplin – also die Basics der singapurischen Entwicklung, sind in Saids Arbeiten verarbeitet. Der 77-Jährige hat die rasante Verwandlung seiner Heimat ja hautnah miterlebt, während er Karriere vom Straßenkünstler bis hin zum renommierten Batikkünstler machte. Der auch unter dem Namen „Tzee“ bekannte Künstler nutzt eine spezielle Wachstechnik, um durch verschiedene Muster auf Textilien seine farbreichen Gemälde zu gestalten. Im Guinnessbuch der Rekorde findet sich der „Baron of Batik“ sogar mit der längsten Batikmalerei, einem 100 Meter langen Gemälde, das er 2003 fertigstellte.

Mich hat die Farbvielfalt, die Tzee hervorbringt fasziniert. Sonst mag ich es eigentlich nicht so bunt an den Wänden, aber während ich im NUS Museum durch die Ausstellung schlenderte, konnte ich mir das eine oder andere Kunstwerk sehr gut in meinem eigenen Wohnzimmer vorstellen.

Das hat absolut nichts mehr mit meinem T-Shirt von damals zu tun und ich erkenne Batik nun ganz reumütig als Kunst an. (Mami, das war damals ein tolles Shirt, Du hättest einfach weiterüben sollen.)
Leider verirren sich meist nur Studenten oder Schulklassen in das Museum, dabei ist bestimmt immer für jeden etwas dabei. Und wenn man erstmal weiß, dass es von der MRT-Station Clementi einen Shuttlebus zum Museum gibt, ist die Anfahrt auch gar nicht kompliziert.

Quellen: NUS, DAAD

NUS Museum
50 Kent Ridge Crescent
National University of Singapore
Singapore 119279

Öffnungszeiten

Dienstag bis Samstag

10 – 18 Uhr

Freier Eintritt




Buddhas Zahn im Buddha Tooth Relic Temple

Wir waren mal wieder tempeln in Chinatown, im Buddha Tooth Relic Temple. Relativ neu für eine religiöse Stätte, wurde der Tempel im architektonischen Stil der Tang-Dynastie 2007 eröffnet.

Mehr als 230 Kilogramm Gold wurden dafür gespendet, denn es wurde ein würdiger Platz für eine Reliquie benötigt, welche die Buddhisten für den linken Eckzahn Buddhas halten, der 1980 gefunden und danach in Myanmar aufbewahrt wurde.

Obwohl wir uns im quirligen und lauten Chinatown befinden, ist die Atmosphäre im Tempel entspannend ruhig. Betende Anhänger und faszinierte Touristen ergeben eine erstaunliche Einheit, denn egal aus welchem Grund der Tempel besucht wird, die Schönheit und Ruhe ergreift einfach jeden.

Über vier Stockwerke erstreckt sich der Bau, und die Anzahl der Buddha Statuen in verschiedenen Größen ist enorm. Jede Art von Buddha mit allen der vielen Handhaltungen ist vertreten.

In einem Bereich darf man für schlappe 68 Singapur-Dollar ein Jahr lang seine eigene kleine Figur aufstellen lassen und besuchen. Die muss man allerdings erstmal unter den anderen finden, es müssen Tausende sein.

Die Dachterrasse mit ihrem Orchideengarten ist genau richtig, um eine kleine Pause einzulegen. In einem der vier Pavillons steht die größte „cloisonné“ (kunsthandwerkliche Technik bei Emailarbeiten) Vairocana Gebetsmühle der Welt. Vairocana ist einer der fünf großen transzendenten Buddhas, die für verschiedene Weisheiten stehen. Grob zusammengefasst stehen sie alle für Wahrheit und Realität. Buddha ist also nicht gleich Buddha, es gibt Unter- und Nebenarten und sehr viele verschiedene Lehren. Würdenträger des Tempels geben regelmäßig interaktive Workshops und wer sich näher mit der Materie befassen möchte, kann sich hier anmelden: buddhistculture@btrts.org.sg

 

Wir wollten nun aber endlich den berühmten Zahn ansehen und sind in den vierten Stock in die Sacred Light Hall gegangen. Während im gesamten Gebäude das Fotografieren erlaubt ist, darf der Eckzahn auf keinen Fall abgelichtet werden. Solche Verbote sollte man auf jeden Fall respektieren, denn da kennen die Aufpasser keinen Spaß und das Erwischt werden ist mit langen Diskussionen verbunden, während denen man auch festgehalten wird und die Fotos letztendlich sowieso wieder löschen muss. Also haben wir uns den Zahn nur angesehen. Er ist viel größer, als ich erwartet hatte, aber gut erhalten und zu erkennen. Die Kammer ist sehr pompös mit Gemälden, Statuen und dem gespendeten Gold ausgestattet. Allerdings dürfen nur die Mönche an den Zahn herantreten, wir mussten uns außerhalb der Kammer mit einem Blick durch die Scheibe begnügen.

Schade, dass sich irgendwann herausgestellt hat, dass der Zahn, um den das Gebäude herumgebaut wurde, wohl von einer Kuh stammt. Das will aber verständlicherweise niemand hören und ist eigentlich auch egal. Denn ohne ihn könnten wir nicht jederzeit diesen wunderschönen Tempel besuchen und einfach mal ruhig durchatmen.


Montag bis Sonntag 7.00 – 19.00 Uhr

Der Eintritt und die wöchentlich stattfindenden, geführten Rundgänge sind kostenfrei

Angemessene Kleidung tragen: keine nackten Rücken und Schultern, Shorts, Mini-Röcke etc.

Im Kellergeschoss wird kostenlos vegetarisches Essen ausgegeben, wofür aber gerne Spenden angenommen werden




Möbelkauf in Singapur

Unsere Wohnung haben wir möbliert gemietet und nach einiger Zeit vermisst man doch die eigenen Möbel. Einige Teile habe ich ohne Probleme in Hamburg zurückgelassen und weiß noch nicht, ob ich sie überhaupt zurückhaben möchte. Aber dann kommen Erinnerungen an die Lieblingsstücke hoch, die ich sehr vermisse, die aber in Hamburg eingelagert und schwer erreichbar sind.

Ein Grund, mal wieder einkaufen zu gehen. Eine Lampe für das kaum genutzte Wohnzimmer haben wir schon bald nach unserem Einzug bei IKEA besorgt, allerdings war das etwas vorschnell, weil ich mich noch nicht in Singapurs Einrichtungswelt auskannte. Bei Castlery zum Beispiel gibt es auch sehr schöne Lampen und Möbel, die kaum teurer sind. (IKEA-Preise sind in Singapur höher als in Deutschland).

Nun war eine neue Kommode dran. Die brauchen wir hauptsächlich, um die Bilderrahmen aufzustellen, die seit dem Einzug unter dem Couchtisch liegen.

Ganz in unserer Nähe gibt es in der Outram Road das Tan Boom Liat Building. Von außen sieht es wie ein HDB (sozialer Wohnungsbau) aus, ist aber ein Hochhaus voller Möbelgeschäfte.

Wer sich modern oder chinesisch einrichten möchte, ist hier genau richtig. Ein Geschäft liegt neben dem anderen und es macht Spaß, nach oben in den 13. Stock zu fahren und dann auf dem Weg nach unten die Läden abzuklappern. Chinesisch war eigentlich meine Wahl, entweder Kommode oder Nachttische. Also habe ich meinen Mann in das Einrichtungsparadies geschleppt und ihn wirklich im 4. Stockwerk überzeugen können. Von einer Kommode, denn die Bilder sollen ja endlich aufgestellt werden. Wir haben uns zu einem Tag Bedenkzeit entschlossen und sind weiter hinuntergegangen um weiter zu gucken. Dabei haben wir einen tollen Laden entdeckt: Teakholzmöbel in allen Stilrichtungen und vom Preis unschlagbar. Obendrauf gab es auch noch eine Aktion mit 30 % Nachlass. Schwupps war alles davor vergessen und wir haben dieses Stück gekauft:

Wieder ein bisschen mehr das Gefühl von zu Hause – was doch eigene Möbel so ausmachen können.

Tan Boom Liat Building
315 Outram Road




Weihnachtsfeier im Condo

Eine Weihnachtsfeier jagt die nächste. Schon verrückt, denn wir befinden uns in einem Land, in dem der Großteil der Bewohner nicht dem Christentum angehört und mit der ganzen „Jesus-ist-geboren-das-muss-gefeiert-werden-Tradition” gar nichts am Hut hat.

Aber die ganze Welt mag nun mal unser Weihnachten, weil das Drumherum so schön ist. Wenn ich durch die Orchard Road spaziere, sehe ich allerdings auch, dass man es übertreiben kann… In diesem Jahr waren wir zum ersten Mal bei der Weihnachtsfeier in unserem Condo zugegen. Die meisten internationalen Schulen haben schon Ferien und so tummelten sich überwiegend asiatische Nachbarn in den beiden function rooms unserer Wohnanlage.


Die Kinder durften sich mit dem Weihnachtsmann unterhalten und die Ballonkünstler beschäftigen, während die Erwachsenen eher auf die Eröffnung des Büffets warteten. Da konnte man praktischerweise auch mal schnell direkt vom Pool hineilen, denn spielen und schwimmen macht hungrig – keine Zeit zu Umziehen:

 

 

Von dem Essen ist nichts übriggeblieben, denn der schlaue Mann baut vor. Die Leute haben die Speisen direkt vom Tisch in ihre Taschen wandern lassen, eine Dame neben uns war sehr gut mit Tüten und Karton vorbereitet. Ich habe keine Ahnung, ob sie wirklich in unserem Condo wohnt, aber essensmäßig ist sie nun bis Weihnachten ausgestattet.
Da es doch eher eine Feier für die Kinder war, haben wir uns bald in unseren 30. Stock auf den Balkon zurückgezogen. Angespornt von den Nachbarn, haben auch wir einen Teller stibitzt und das Dessert zu zweit beim Sonnenuntergang genossen.




Visitenkarten

Als Freiberufler hatte ich schon immer Visitenkarten bei mir. Beruflich brauchte ich die öfters, privat aber eher seltener. In Singapur und auch im Rest von Asien ist man ohne diese Kärtchen allerdings überhaupt nicht existent.

Auch wer gerade keinem Job nachgeht und somit keine business card hat, lässt sich eine name card machen. Unterschiedliche Bezeichnungen, aber dieselbe Sache: kleine Karte mit Kontaktdaten.

Lernt man jemanden neu kennen, wird das Kärtchen schnell überreicht, und zwar immer mit beiden Händen. Das führt manchmal zu eigenartigen Situationen, denn wenn beide Beteiligten gleichzeitig alle Hände voll mit ihrer eigenen Karte zu tun haben, ist es schwierig, die andere anzunehmen…

Wenn das dann überstanden ist, bitte nicht gleich einstecken! Draufschauen, durchlesen und eine freundliche Bemerkung machen. Entweder man kennt die Firma, hat den Namen des Gegenübers schon einmal gehört oder wenn einem gar nichts einfällt, kann auch das Design der Karte positiv erwähnt werden. Danach bleibt die Visitenkarte während des Gesprächs sichtbar liegen. Das ist auch für diejenigen von Vorteil, die sich keine Namen merken können. Auf keinen Fall sollten Notizen darauf gemacht werden, das wird als sehr unhöflich angesehen.

Normalerweise hat jeder solche Karten bei sich, aber manchmal heißt es auch, dass diese gerade ausgegangen seien. Dafür gibt es zwei Erklärungen:

  1. Es stimmt
  2. Der Gesprächspartner möchte seine Daten nicht weitergeben

Bei 2. ist es dann leider so. Für die Asiaten ist das eine angenehme Umgehung des „Nein-Sagens“, denn in ihrer Kultur wird ungern etwas abgewiesen oder verneint. Dafür wurden viele Schlupflöcher wie auch dieses erarbeitet.

Bei Erklärung 1 ist man darauf angewiesen, dass sich der andere meldet. Tut er das nicht, findet wieder Erklärung 2 ihre Gültigkeit.

Ich hebe jede erhaltene Visitenkarte auf und habe mittlerweile eine eigene Schublade dafür. Es kommt gar nicht so selten vor, dass eine Visitenkarte erst Monate nach dem Erhalt doch benötigt wird. Man trifft sich bekanntlicherweise ja immer zweimal im Leben.




Christmas-B2B im German Centre Singapore

Mehrmals im Jahr findet das Business-B2B im German Centre statt. Der richtige Ort, um neue Kontakte zu knüpfen, denn die Veranstaltung ist immer gut besucht und eine Menge Leute sind dabei, um in netter Atmosphäre bei einem Drink ihre Visitenkarten zu verteilen.

Diese Name Cards sind wahnsinnig wichtig in Singapur und in ganz Asien. Selbst wer keinen Job hat, sollte immer seine Kontaktdaten gedruckt bei sich haben. Auch im privaten Bereich ist das absolut gängig. Ich habe nach den 15 Monaten hier bereits eine stattliche Sammlung zusammen und diese aufzuheben hat sich schon mehrmals als sehr nützlich erwiesen.

Aber zurück zum B2B, denn es ist ganz einfach: Man geht an einen der vielen Stehtische, stellt sich den Leuten dort vor, überreicht seine Name Card und das Gespräch ergibt sich von allein. Ist ein gemeinsames geschäftliches Interesse gegeben, bleibt man länger beisammen, wenn nicht, ist eine baldige Verabschiedung absolut in Ordnung. Ist man sich sympathisch, klönt man trotzdem länger und hat eine gute Zeit. Man kann also nur gewinnen. Ich habe so schon viele interessante Menschen kennengelernt und nette Abende gehabt.

Im German Centre stehen diese Events immer unter einem bestimmten Motto. Im Dezember war es selbstverständlich eine Christmas Party und weil man auch eine Menge Bekannte trifft, ist es ein sehr bunter und lustiger Abend geworden.

Das B2B findet mehrmals im Jahr statt und die Teilnahme beim Lucky Draw geht übrigens nur mit der – richtig – Visitenkarte!

Unter www.germancentre.sg/de gibt es weitere Infos und Bilder.




Christmas Party

Wenn der Hubby (Kosename für Husband) auf Geschäftsreise ist, wird die sturmfreie Bude gerne mal für einen Mädelsabend genutzt. Etwas Essen und gekühlte Getränke, dann läuft es mit einem Haufen von 20 Mädchen.

Wir haben ordentlich gewichtelt (auch wenn ich meinen norddeutschen Julklapp gerne habe) und nun gibt es neue Weihnachtsbaumanhänger im Hause Jaensch. Jedes Geschenk durfte drei Mal „geklaut“ werden. Am beliebtesten waren der Thüringer Mininussknacker und ein Adventskalender mit halbnackten Jungs auf der Vorderseite. Frauen sind halt praktischer veranlagt. Während die Männer heute noch weinen, dass der Pirelli-Kalender keine nackten Mädchen mehr präsentiert, ist uns die Schokolade dabei wichtiger. Beim Knallbonbons ziehen war ich ganz vorne mit dabei und habe auch tapfer die gewonnene grüne Papierkrone getragen. Da muss man durch, wenn man zu laut „hier“ schreit. Ich mag diese Abende mit alten Bekannten und neuen Gesichtern, deren Geschichten ich dann so gerne höre. Vielen Dank für die Einladung und diesen puppenlustigen Abend, das Video bleibt unter uns Mädels!




Inklusion braucht Aktion

29.000 Kilometer in 18 Monaten auf dem Fahrrad durch die Welt, das ist das Ziel von Sven Marx. Als Botschafter für „Inklusion braucht Aktion“ möchte er Vorurteile abschaffen, Barrieren in den Köpfen abbauen und Verbindungen zwischen Menschen mit und ohne Handicap schaffen. Auf seinem Zwischenstopp in Singapur habe ich den ehemaligen Dachdecker aus Berlin getroffen und war beeindruckt.

Sven Marx will auf Missstände aufmerksam machen, die Körperbehinderten das Leben erschweren und sie vom normalen Alltag aussperren. Bahnsteige, die nicht mit dem Rollstuhl befahrbar sind, sperrige Bordsteinkanten und zu hohe Buseinstiege sind nur einige Beispiele dafür. Der 50-Jährige ist dafür nämlich in eigener Mission unterwegs. Nach einer Operation am Hirnstamm im Jahr 2009, bei der ihm nur die Hälfte eines Tumors entfernt werden konnte, sieht er dauerhaft Doppelbilder, was das räumliche Sehen unmöglich macht und Gleichgewichtsprobleme mit sich bringt.
Seine ganz eigene Therapie bestand aus Fahrradfahren. Dabei konnte er Muskeln aufbauen und auf dem Rad das Gleichgewicht zu halten ist viel einfacher als zu Fuß, weil nicht jeder Schritt ausbalanciert werden muss: „Auf dem Fahrrad ist das nur beim Start wichtig, danach rollt es von alleine“, hat er mir erklärt. „Nach meiner Operation wurde mir von den Ärzten gesagt, ich werde nie mehr reisen. Ich habe mir immer gesagt, Du bist krank, kannst aber ganz viele Dinge tun.“ Zwei Jahre später plante er bereits mit seinem Sohn eine gemeinsame Fahrradtour an die Ostsee. Sechs Wochen vor der Abreise kam eine erneute schwere Diagnose: Schwarzer Hautkrebs, der in einer weiteren Operation entfernt wurde. Danach fasste er den Entschluss, auf Weltreise zu gehen, sollte er mit diesen zwei lebensbedrohlichen Krankheiten seinen 50. Geburtstag erreichen. Und so startete er im April vergangenen Jahres am Brandenburger Tor und radelte durch Deutschland und Osteuropa über die Mongolei nach Japan und weiter durch Südostasien. In allen Ländern und Städten seiner Route kündigt der Globetrotter sich per Mail bei den diplomatischen Vertretungen an. “Meistens wird ein gemeinsames Foto mit dem Konsul oder Botschafter gemacht, etwas geredet und dann fahre ich weiter. So wie in Singapur, dass noch andere Gäste eingeladen werden, das kommt selten vor.“

In der deutschen Residenz wurde Sven Marx vom deutschen Botschafter empfangen und auch von Vertretern mehrerer Institutionen für Gehandicapte begrüßt. Zu dieser Runde war auch die Presse eingeladen und darum hatte ich die Gelegenheit, Sven Marx kennenzulernen. Wir waren alle sehr berührt, als er uns seine Geschichte erzählte und es war offensichtlich, wie wichtig ihm diese Reise ist, und auch wie stolz er auf sich selbst ist, es nach solch einer schweren Krankheit so weit geschafft zu haben. Als er von der Unterstützung seiner Frau und seines Sohnes erzählte, standen ihm die Tränen in den Augen. Chia Yong Yong, Präsidentin der singapurischen Gesellschaft für Behinderte und selbst auf den Rollstuhl angewiesen, zeigte sich beeindruckt von dem Deutschen: „Wir brauchen Menschen wie Sie, die ihre eigene Geschichte nutzen, um Erfahrungen zu teilen.“

Heute Abend fliegt Sven Marx weiter nach Australien und es werden noch weitere Kontinente folgen. Die Route ist auf seiner Homepage www.sven-globetrotter.com nachzulesen und wer möchte, kann Sven Marx auch finanziell unterstützen. Trotz Sponsoren trägt er einen großen Teil der Kosten selbst und hofft, dass die finanziellen Reserven bis zum geplanten Ende im November 2018 ausreichen.




(Un)filtered Reflections

Die Foundation d’entreprise Hermès hat eingeladen, nicht nur Halstücher und Handtaschen (wobei das auch hohe Kunst sein kann!), anzuschauen, sondern auch Werke der japanischen Künstlerin Noriko Ambe anzusehen.

Ich war mit einer Freundin dort und wir haben anfangs nicht verstanden, worum es geht. Auf dem ersten Blick haben wir eine Menge Papierschnipsel vorgefunden, aber dann lichtete sich das Feld: Noriko, die auch bereits im MoMA in New York ausstellte, hat mit Schülern aus Singapur ein Projekt erarbeitet, in dem diese Schüler ihr Bücher und Zeitschriften, die mit dem Schulunterricht zusammenhängen, überlassen haben. Dazu gab es Informationen für die Künstlerin, wie die Schüler zu dem jeweiligen Unterricht stehen. „Die jungen Leute im Alter von 13 bis 18 Jahren haben nur noch ihren Schulabschluss im Kopf und dann haben sie noch so viel sich selbst zu tun, weil sie in der Pubertät sind. Das ist wirklich keine einfache Zeit.”, erklärt die Japanerin und erzählt auch gleich einige der Geschichten, die die Ausstellungsobjekte haben entstehen lassen. Damit erklärt sich auch der Titel der Ausstellung, „(Un)gefilterte Reflexionen“.

Hier hat ein Schüler gemeint, dass der Mathematikunterricht unerträglich sei. „Vernichte es einfach”, war sein Kommentar dazu. Also hat die Papierkünstlerin die Seiten geschreddert und kunstvoll wieder zusammengesetzt. Daraufhin haben wir uns mit einem anderen Blick erneut umgesehen und unsere eigenen Gedanken gemacht. Sind die verschnürten Pakete entstanden, weil der Abschluss kurz bevorsteht? Sieht das eine aus wie eine Schultüte, weil es jetzt erst richtig losgeht?

Wir hatten wirklich viel zu tun bei dieser Ausstellungseröffnung und haben uns Geschichten ausgedacht, die in Wirklichkeit wohl ganz anders sind. Aber es war eine tolle Erkenntnis, vom anfänglichen ‚was sollen diese gelöcherten Buchseiten‘ zu einem ,findet der Musikunterricht wirklich so schlimm?‘ zu wechseln.

Ich befürchte, dass die wirklichen Erklärungen gar nicht so spektakulär sind, wie unsere Phantasie uns vormachen wollte. Darum sollte man die Wahrheit besser gar nicht erst erfahren, sie könnte sehr ernüchternd sein.




Ambassador’s Cup im Changi Sailing Club

29 Botschafter segelten im Changi Sailing Club einen Tag lang um die Wette, um für das Charity Sailing Program des Clubs zu werben und Spenden zu sammeln. Wir durften dabei sein und unter österreichischer Flagge fahren.

Mit an Bord neben der österreichischen Botschafterin waren noch der evangelische Pfarrer, mein Mann und die wunderbare Crew, ohne die wir nicht sehr weit gekommen wären. Zu unserem Glück war auch der Commodore des Changi Sailing Club als Steuermann an Bord. Jeff hatte zusammen mit Bootsbesitzer Lucas alles im Griff auf dem Schiff voller Laien.

Den Start haben wir sehr gut überstanden, aber zuvor war es sehr abenteuerlich. Ein heilloses Durcheinander herrschte auf dem Wasser am Changi Beach, als die Boote sich auf ihre Startpositionen manövrierten. Kreuz und quer wurde herumgefahren und ich hatte wirklich Angst vor einem Crash, denn so manche Begegnung war mehr als knapp. Und dann passierte es auch tatsächlich: Dirk saß, die Beine im Wasser baumelnd wie ihm geheißen, auf der Seite und ein Konkurrent kam näher und näher in seine Richtung. Gerade noch rechtzeitig ist mein Mann aufgesprungen, bevor uns das andere Boot voll in die Seite gerammt ist. Schockschwerenot! Kein Personenschaden zum Glück, aber das wird bestimmt teuer. Ich verrate nicht, welcher Botschaft die Mannschaft angehörte, nur so viel: Sie sprechen kein Deutsch.

Vom Schock erholt folgte auch gleich der Start, den wir trotz des Unfalls meisterlich absolvieren konnten. Sprich, ich habe meisterlich klein in meiner Ecke gehockt und die Profis machen lassen. Dann lagen wir sehr gut in der Spur und fuhren vorne mit. Der Regen setzte ein, aber das stört keinen Segler – denn so fühlten wir uns bald. Vor allem nachdem wir zum x-ten Mal die Seiten wechseln mussten, dem sogenannten Tacking. Das hat sich schnell eingespielt und ich glaube, die Profis haben uns grundlos mehrmals nur aus Spaß hin und her gescheucht. Das wurde auf Nachfrage natürlich verneint – naja. Dafür gab es zwischendurch etwas zu essen. Rosanne, unsere Skipperfrau, hat immer wieder Häppchen aus der Kombüse hochgereicht.

Dann kam der Regen so richtig. Und hörte nicht mehr auf. Wir waren trotz der Regenjacken komplett durchgeweicht und – man staune! – durchgefroren.

Dann gab auch noch der Wind auf. Nix mehr, Flaute, nada! Nach einer Stunde absolutem Stillstand haben wir den sowieso schon verlorenen (und nie angepeilten) Sieg aufgegeben und den Motor gestartet. An Land angekommen, ging es erst unter die heiße Dusche und in trockene Klamotten. So konnte die Party starten und wir haben gemeinsam mit unserer Super-Crew nochmal Vollgas gegeben. Die Tanzfläche war gerammelt voll, immer ein Verlass bei südamerikanischen Gastgebern (in diesem Fall war es der chilenische Botschafter).

Wieder zu Hause haben wir die nassen Klamotten sofort in die Waschmaschine getan und diese angestellt. Dadurch ist ein kleines Problem entstanden, denn die Visitenkarte unseres Skippers war noch in der Hose und wurde mitgewaschen. Aber wir haben uns wiedergefunden und am nächsten sonnigen Wochenende wird gesegelt!