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Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung

In der letzten Woche war Kultur angesagt, nun ist Politik an der Reihe.
Auch in diesem Bereich gibt es verschiedenen Kulturen, wie ich gelernt habe.
Die Konrad-Adenauer-Stiftung führt in Singapur das ‘Regional Programme Political Dialogue Asia and the Pacific’, und gemeinsam mit dem International Centre for Political Violence and Terrorism Research (ICPVTR) wurde der erste „Asia-Europe Counter-Terrorism Dialogue“ veranstaltet.

Die terroristische Bedrohungslandschaft betrifft sowohl Asien wie auch Europa. In dem Dialog sollen die aktuellen Entwicklungen hinsichtlich Extremismus und die Auswirkungen des Terrorismus auf unsere Gesellschaften analysiert werden. Hauptredner am letzten Tag der Veranstaltung waren der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium des Innern Dr. Günter Krings MdB und der Stellvertretende Premierminister sowie Innenminister Malaysias YAB Dato’ Seri Dr. Ahmad Zahid Hamidi.

Dr. Günter Krings, MdB

Die Vorträge waren kurzweilig und vor allem interessant in der Umsetzung. Ich werde hier keine Bewertung der Inhalte vornehmen, aber die unterschiedlichen Vorgehensweisen waren aufschlussreich. Der Innenminister von Malaysia hat sehr emotional thematisiert, dass alle Religionen zusammen arbeiten und den Islam verstehen müssen. Die Bedeutung des Islams sei Frieden und wer anders denkt, sei kein guter Muslime. Dann kam Dr. Krings an das Rednerpult und die deutsche Mentalität wurde deutlich. Anhand einer Präsentation wurden Fakten und Zahlen aufgelistet. Auch die letzten Terroranschläge in Deutschland fanden dabei Erwähnung, sowie Bekämpfungsmöglichkeiten und präventive Maßnahmen.

Anlässlich der Veranstaltung haben die KAS und der ICPVTR auch die gemeinsame Publikation ‘Countering Daesh Extremism – European and Asian Responses’ vorgestellt. In dem Buch geht es um die jüngsten Entwicklungen bezüglich des Daesh-Extremismus und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft in Asien und Europa.




Haare schneiden in Singapur

Wenn man mehr als zwei Jahrzehnte immer nur denselben Friseur (Mike, ich vermisse Dich!!!) an die Haare gelassen hat, wird einem mulmig in der Fremde.Der erste Friseurbesuch aber war schon lange fällig. Ich habe mich nur nicht getraut, weil es 1. sehr teuer ist und 2. die vielen Horrorgeschichten mir Angst gemacht haben.  Aber nun musste ich da durch.

In Tiong Bahru gibt es mehrere Kosmetik- und Friseurläden. Zum Markt wollte ich sowieso, also habe ich mich auf den Weg gemacht. Unterwegs sehe ich doch wirklich ein Schild vor einem Friseurladen: 60% Rabatt, das hieß in dem Fall umgerechnet 30 € für einen Haarschnitt. Kann ja nichts ordentliches sein, oder? Aber der Laden sah so nett eingerichtet aus. Mannomann, womit man mich so ködern kann…

Und zu Recht! Salonleiterin Angela Koh von „The Scalpture hat sich hervorragend meiner angenommen. Als erstes bekam ich einen (sehr stylischen) Kittel angezogen und oben drüber gab es noch den Friseurumhang wie wir ihn alle kennen. In der Zwischenzeit wurden Roibuschtee und Kekse serviert. Smalltalk ist auch in diesem Salon üblich, wie wahrscheinlich in allen Friseurläden auf der Welt. Angie ist in Tiong Baruh aufgewachsen und hat einiges über das alte Viertel, welches immer moderner und beliebter wird, zu erzählen.

Meine Haare waren noch feucht von der Morgendusche, darum wurde erst geschnitten und danach gewaschen. Haarwäsche im Liegen. Auf einer weichen Matte habe ich mich abgelegt, die Beine musste ich wegen meiner Körperlänge baumeln lassen. Mit kaltem Wasser wurde mir der Kopf gewaschen, denn “das lässt das Haar glänzen”. Ich weiß nur nicht, wo das kalte Wasser herkam, bei uns zu Hause hat es immer um die 25 Grad. Eine Kopfmassage gab es noch obendrauf. Nach der Wäsche wurde noch eine Spülung aufgetragen, die 10 Minuten einwirken muss. Aber nicht einfach so. Auf meine Stirn hat Angie Orangenöl getröpfelt, “gut zum Entspannen”. Dann habe ich ein paar Minuten geschlummert und kurz vor der Tiefschlafphase musste ich leider aufstehen um auf meinem Stuhl vorm Spiegel den Feinschliff verpasst zu bekommen.

Nachgeschnitten, geföhnt und gebürstet – fertig. Ich bin total zufrieden und die Horrorgeschichten sind alle vergessen. Haarspray zum Abschluss gab es übrigens nicht, nützt hier nix.




Nur sauber, oder auch rein? Trinkwasserqualität

Auf Hygiene wird in Singapur von seiten der Regierung enorm viel Wert gelegt, und dazu gehört auch die ständige Kontrolle des Trinkwassers. Die Hälfte der Wasserversorgung kann der Stadtstaat mit Entsalzungsanlagen für Meersalzwasser, Auffangbecken für Regenwasser und Aufbereitungsanlagen selbst bewältigen. Die andere Hälfte der nötigen Wassermenge wird aus Malaysia geliefert.

Das Leitungswasser in Singapur ist von guter Qualität und kann bedenkenlos getrunken werden. Aber es riecht ein wenig abgestanden und hat noch weniger Geschmack als wir es ohnehin gewohnt sind. Grund dafür sind die fehlenden Mineralien. Das singapurische Wasser ist nämlich kalkfrei, was bedeutet, es sind kein Kalzium und Magnesium enthalten. Somit ist es viel weicher als in Deutschland. Also ruhig etwas weniger von dem teuren Waschmittel in die Waschmaschine geben, denn das weiche Wasser verstärkt die Waschkraft. Zusätzlicher Vorteil sind weniger bis gar keine Kalkflecken an den Armaturen. Dafür muss ich nun aber Magnesiumkapseln schlucken, um Muskelkrämpfen vorzubeugen. Anfangs war mir nicht bewusst, warum ich jede Nacht mit Krämpfen aufgewacht bin. Aber Sport ohne jeglichen Magnesiumzusatz hat meinem Körper wohl gar nicht gefallen. Zugesetzt wird lediglich etwas Fluorid für die Zahngesundheit. Über den Nutzen streiten sich aber noch die Gelehrten.

Der Geruch kommt von dem Chlor, das in den Filteranlagen zur Desinfektion benutzt wird. Allerdings in solch geringen Mengen, dass es nicht gesundheitsschädlich ist. Die Kontrollen der Wasserqualität erfolgen regelmäßig nach den Vorgaben der WHO und fallen oft sogar besser aus als gefordert. Also keine Angst vor frischem Trinkwasser aus dem Wasserhahn, gratis Tafelwasser in den Restaurants oder Eiswürfeln. Die Gesundheit wird nicht darunter leiden, nur die Geschmäcker sind verschieden. Wir kochen zum Beispiel unseren Morgenkaffee mit Leitungswasser und haben kein Problem damit. Espresso und Tee schmecken uns auf die Art aber zu bitter, da bevorzugen wir gekauftes Wasser aus der Flasche. Die geöffneten Flaschen sollten baldigst aufgebraucht werden, denn durch die ständige feuchte Hitze entsteht auch hier schnell ein muffeliger Geruch, und vor allem bei stillem Wasser sammeln sich schnell Keime an.




Der fliegende Holländer zu Gast in Singapur

Die Klassikwelt Singapurs hat die erste Aufführung von Richard Wagners Oper „Der Fliegende Holländer“ lange herbei gesehnt. Nun war es endlich soweit. Eine gute Gelegenheit, das Victoria Theatre zu besuchen, dessen Anblick schon von außen überwältigend ist.
Ein wunderschönes Gebäude, das 1862 ursprünglich als Rathaus im neoklassizistischen Stil erbaut und von 2010 bis 2014 renoviert wurde.

An unserem Theaterabend gab es ein gewaltiges Gewitter und kurz vor dem ersten Donner war der Himmel rabenschwarz. Das hellerleuchtete Gebäude vor der dunklen Wolkenwand – Sehr passend zur druckvollen Wagnermusik. Dem Komponisten hätte es bestimmt gefallen.

Der Publikumssaal fasst 614 Zuschauer und macht seinem Namen alle Ehre. Viktorianisch, aber trotzdem dezent und unaufdringlich. So warteten wir auf den Vorstellungsbeginn und waren sehr gespannt auf die Inszenierung. Und das Warten sollte sich lohnen. Die Vorgeschichte des Holländers wird während der Ouvertüre mit chinesischen Schattenspielen erzählt. Diese Kunst mit Licht und Puppenspielern ist in Asien weit verbreitet und gehört zu den alten Traditionen. In allen drei Akten taucht diese Spielkunst immer wieder auf und im Einklang mit der Musik und dem Gesang haben sich alle Zuschauer in den Bann ziehen lassen. Die internationale Besetzung fand ich grandios, allerdings bin ich auch voreingenommen, weil ich die Sänger ein paar Tage zuvor kennenlernen durfte.

Ich mag diese kräftigen Stimmen und fand es beeindruckend, wie Solisten und Chorsänger die deutschen Texte beherrschten. Kaum einer auf der Bühne war deutschsprachig, also Hut ab vor der Leistung.

Wagneropern werden traditionell ohne Pausen durchgespielt. Das ist nicht so mein Ding. Ich mag das Gläschen Champagner zwischendurch und hätte auch gerne mal die Beine ausgestreckt. Wagnerianer werde ich also nicht, aber die Vorstellung hat uns wahnsinnig gut gefallen und das gesamte Publikum war begeistert. Beim Schlussapplaus gab es völlig zu Recht Standing Ovations, aber nach 2,5 Stunden still sitzen wäre ich auch aufgestanden, wenn es mir nicht gefallen hätte.




Fotosession bei BearingPoint

Wir sind ja nicht mal eben so aus Jux und Dollerei nach Singapur gegangen. Der Grund dafür ist die Eröffnung des Singapurischen Büros von BearingPoint, einer Unternehmensberatung für Management- und Technologieberatung. Den Aufbau und die Führung dieser Niederlassung hat mein Mann, Dirk Jaensch, übernommen und ich Glückspilz darf dabei sein.

Die Büroräume am Far East Square im Central Business District sind seit ein paar Wochen eingerichtet, wobei die weiteren Mitarbeiter Shilpa Boranaa, Leon Villavicenzio und Marco Kundert sehr engagiert beteiligt waren und tolle Ideen hatten.

von links: Marco Kundert, Dirk Jaensch, Shilpa Boranaa und Leon Villavicenzio

Das Büro liegt in der Pekin Street strategisch sehr gut, denn es sind nur kurze Wege zu den potenziellen Kunden im Central Business District. Am Far East Square herrscht geschäftiges Treiben und tagsüber sind nur AnzugträgerInnen zu sehen. Sobald es dunkel wird, verwandelt die Gegend sich zur Ausgehmeile und viele gehen nach der Arbeit noch auf einen Drink und treffen sich mit Kollegen.

Mittlerweile stehen die Schreibtische im Büro am richtigen Platz, alle benötigten Leitungen sind verlegt und die Klimaanlage läuft. Fehlen nur noch die Bilder für den Internetauftritt.
Ich durfte als Fotografin alle ins rechte Licht rücken und es war gar nicht so einfach, „ungestellte“ Fotos zu schießen. Immer wieder musste jemand anfangen zu lachen. Trotz oder auch wegen großem Spaß haben wir aber noch viele unterschiedliche Situationen in den Kasten bekommen und wir sind gespannt, was die Kollegen aus der Marketingabteilung in München daraus machen werden.




Kusu Island – Ausflug mit Seeluft

In einem Sturm erlitten der Sage nach ein chinesischer und ein malaiischer Fischer Schiffbruch. Eine Meeresschildkröte verwandelte sich in eine Insel um die beiden zu retten: So entstand der Name Kusu Island (Kusu bedeutet im Hokkien-Dialekt „Schildkröte“). Eine schöne Geschichte, aber in einer anderen Erzählung rührt der Name daher, dass die Insel vor diversen Landaufschüttungen die Form einer Schildkröte hatte.  Egal, wir sind vom Marina South Pier mit dem Boot die sechs Kilometer nach Kusu Island gefahren.

Nach 20 Minuten Fahrt betreten wir die Insel und nur wenige Meter vom Anleger entfernt befindet sich der Da Bo Gong-Tempel, in dem der Dankbarkeit und Freundschaft der geretteten Fischer gehuldigt wird.
Wir befinden uns im neunten Monat des Chinesischen Kalenders. Dem Monat, in dem die Fischer vor langer Zeit angeblich gerettet wurden. Jahr für Jahr pilgern viele Taoisten und Buddhisten in diesem Monat als Bittsteller nach Kusu Island. Es wird für Wohlstand, Erfolg und Kindersegen gebetet. Den vielen glühenden und intensiv duftenden Räucherstäbchen nach war der große Ansturm bereits vor uns da.

Ein paar Meter vom Tempel entfernt konnten wir bei den Garküchen eine kurze Pause einlegen. Leider waren die Kühlschränke nicht eingeschaltet und die Getränke wurden nur warm verkauft. Allerdings gab es Eiswürfel dazu und wo die herkamen, hat mir niemand verraten wollen. Bei dieser Hitze habe ich ständig Lust auf Cola, also habe ich eine Dose der warmen Brühe getrunken und weiter ging es auf den Hügel, auf dem sich die Schreine des wohltätigem Syed Abdul Rahman, seiner Mutter und seiner Schwester aus dem 19. Jahrhundert befinden. Den Weg dorthin säumen gelb getünchte Mauern, auf denen die Gläubigen ihre Wünsche schreiben. Unmengen an Lotteriezahlen sind zu sehen und daneben die Bitten für gute Schulnoten und Examen. Daran erkennt man mal wieder die wichtigsten Werte in der Gesellschaft.


Auf dem Hügel angekommen wird für einen kleinen Obulus die Erfüllung der Sehnsüchte nochmals unterstützt. Einfach 2 S$ in das Kästchen werfen und der malaiische Diener fängt laut an zu rufen und zu beten. Danach gibt es sogar noch einen Zuckerbonbon und der Nächste ist dran. Wirkt nicht wirklich fromm, ist aber eine grandiose Show.

Am späten Nachmittag war Ebbe und wir konnten durch die Lagune wandern. Barfuß ist es zu gefährlich, denn die auf das Wasser wartende Tierwelt ist zahlreich vertreten. Es liegen so viele Schnecken im Sand, dass man immer welche unter den Füßen hat. Ausweichen ist auch schwierig, denn dann könnte man auf eine der Korallen treten. Ich habe mich gegen die Schnecken und für die Korallen entschieden. Eine Seegurke konnte ich anfassen, das war merkwürdig. Die Haut fühlt sich hart, aber sehr dünn an und darunter ist es wabbelig. Anemonen sind sehr zahlreich vertreten und fast hätten wir Nemo gefunden.

Die Kinder bei uns sind fast ausgeflippt und konnten sich nicht satt sehen an dem ganzen Getier, das zu sehen war. Ich habe auch nicht erwartet, dass es so interessant wird auf der kleinen Insel.

Um 19:00 Uhr fährt täglich das letzte Boot zurück nach Singapur. Kurz nach der Abfahrt mussten wir nochmal umkehren, weil zwei Passagiere vergessen wurden. Aber dann ging es zurück mit einem wunderschönen Blick auf das beleuchtete Marina Bay Sands.

Zurück am Pier hat mein Freund Fred am Auto noch eine Überraschung parat gehabt. Kofferraumhaube auf und es erschienen eisgekühltes Bier, Schnitzel, Gurken, Brot und Schokolade. Der Mann weiß wirklich, wie man einen Abend ausklingen lässt!

 




Empfang in der Deutschen Botschaft

Zum ersten Mal in der Geschichte Singapurs wird die Wagneroper “Der fliegende Holländer”. Als Ehrengast ist Eva Wagner-Pasquier am Premierenabend anwesend und aus diesem Anlass gab es einen Empfang für die Urenkelin Richard Wagners in der Residenz des deutschen Botschafters.

Hübsch aufgebrezelt bin ich mit dem Taxi zur Residenz gefahren. Das Botschafterehepaar hat mich überaus herzlich begrüßt und im offiziellen Salon war alles dekorativ hergerichtet. 35 geladene Gäste trudelten nacheinander ein und warteten auf den Ehrengast. Direkt nach der Ankunft in Singapur erschien Eva Wagner-Pasquier auf der Bildfläche und ich war überrascht von der offenen Art und ihrer humorvollen Ansprache. Im Auftrag der Impulse bin ich schnell mit ihr ins Gespräch gekommen. Zunächst wollte sie ungern Fotos zulassen, weil sie aus Zeitgründen noch Reisekleidung trug, hat für uns dann aber eine Ausnahme gemacht. Die entstandenen Bilder sind der beste Beweis, dass nur die Ausstrahlung und nicht die Kleidung zählt.

Eva Wagner-Pasquier, Frauke, Dr. Witter (Deutscher Botschafter in Singapur)

Die internationale Besetzung der Inszenierung war auch zugegen und ich bin überrascht, wie locker die Sänger geplaudert haben. Mit der australischen Sopranistin Kathleen Parker habe ich Erfahrungen über Schuh-Shopping in Singapur ausgetauscht, bei unseren Größen ein großes Problem. Normalerweise lebt die Sängerin in Berlin und hat im letzten Jahr den Wolfgang-Wagner-Preis beim Wettbewerb für Wagnerstimmen gewonnen. Von Anspannung keine Spur, zumindest hat niemand vom Ensemble sich etwas anmerken lassen. Immerhin fand die Veranstaltung nur einen Tag vor der Premiere statt.

Spannend war er, dieser Nachmittag in der Residenz und war viel zu schnell vorbei. Ich habe interessante Bekanntschaften gemacht, Frau Wagner-Pasquier hat mich absolut überrascht und der Herr Botschafter und seine Frau waren wirklich exzellente Gastgeber!




LUMAS

Es ist Sonntagvormittag und ich lasse ein aufregendes Wochenende der Kunst und Kultur ausklingen. Am Freitag ging es um Fotografien. Die LUMAS Galerie im Paragon Shopping Centre hat die Mitglieder der German Association zu einem interessanten Abend eingeladen.

Die Idee von LUMAS ist vor 1996 in Berlin entstanden und mittlerweile gibt es Dependancen in mehr als 20 Ländern. Hier wird Kunst verkauft und verbreitet.
Die exklusiven Originalabzüge namhafter wie auch unbekannter Künstler sind handsigniert und limitiert, wobei die Auflagen von Großformaten zwischen 75 und 150 Abzügen liegen.

Mit einem Glas Wein in der einen und Häppchen in der anderen Hand durften wir durch die Räume schlendern und die ausgestellten Stücke in aller Ruhe ansehen. Unter uns Besuchern entstanden schnell rege Diskussionen über die verschiedenen Bilder.

 

Für jeden Geschmack war etwas dabei und wir hätten alle Fotografien ohne Streit aufteilen können. Mein Favorit ist das Porträt von Amy Winehouse. Ihr Blick ist einfach sensationell und ich mag die Farben.

Die Abzüge werden traditionell chemisch entwickelt und mit elastischem Silikon auf eine Acrylglasplatte gebracht. Dadurch entsteht ein spezieller Look der wirklich schön und eigen ist. Außerdem ist die Herstellungsweise gerade für das tropische Klima in Singapur gut geeignet, denn damit entstehen keine Verfärbungen und es ist kein Problem, wenn ein Gecko über die Platte huscht. Kann hier ja durchaus mal vorkommen.

Zuhause habe ich bereits ein kleines Bild von LUMAS hängen, aber ich bevorzuge Großformate und werde nochmal über Amy nachdenken müssen. Auf jeden Fall habe ich an diesem Abend den Unterschied zwischen Kunst und Dekoration gelernt.




Pulau Ubin

Am Wochenende sind wir der Stadt entflohen und nach Pulau Ubin gefahren. Dieses ist die zweitgrößte von Singapurs 61 Inseln und liegt vor der Nordostküste der Stadt in der Straße von Johor. Von unserem Viertel River Valley dauert es 1,5 Stunden mit dem Bus, um in Richtung Osten zum Changi Point Ferry Terminal zu gelangen. Dort liegen kleine Boote, die jeweils 12 Passagiere auf die Insel bringen. Fahrpläne gibt es nicht, sobald ein „Bumboat“ komplett ist, geht die Reise los. Der Fahrpreis liegt pro Strecke bei 3 S$ pro Person und wer zu ungeduldig zum Warten ist, kann sofort losfahren, wenn er die noch freien Plätze zahlt. Als wir am Ableger ankamen, wurden noch genau zwei Personen zur Abfahrt benötigt und darum konnten wir sofort durchstarten.

Nur 10 Minuten dauert die Überfahrt. Nach der Ankunft kommt man zuerst an den vielen Fahrradverleihern vorbei. Ein Teil der circa 100 Bewohner verdient auf diese Art sein Geld. Das Angebot ist sehr unterschiedlich, denn es gibt alles vom uralten Drahtesel bis zum nagelneuen Mountainbike. Wir haben sogar hohe 28er Räder bekommen, das war das erste Mal in Asien.
Also ab in den Dschungel. Die Insel ist gute 10 km² groß und mehrere Schilder weisen die verschiedenen Wege. Wir sind einfach drauf los gestrampelt und haben nach den letzten Wochen im Stadttrubel den stillen Regenwald genossen. Ab und zu war einer der vielen Vögel oder ein Rascheln zu hören. Eine Zeitreise per Rad. So muss Singapur früher ausgesehen haben. Weitgehend ist das Areal naturbelassen und auf den Wegen liegen vom Baum gefallende Lietschies und andere Früchte. Ein Paradies für die vielfältigen Arten von Tieren auf der Insel.

Jede Menge bunte Vögel und sogar einen Flugdrachen haben wir gesehen. Letzterer kam zum Glück gerade angeflogen, sonst hätten wir ihn nicht entdeckt. Am Baum sitzend ist er kaum zu sehen, weil er die gleiche Farbe wie die Baumrinde hat.

Affen sind uns glücklicherweise keine begegnet, denn die sollen auch angriffslustig sein. Allerdings hat ein Wildschwein auf Futtersuche uns kurz stoppen lassen. So groß und schwer wie der Eber aussah, wollten wir kein Risiko eingehen und ihn nicht stören. Mit der Schnauze auf dem Boden hat er sich von einem Dickicht in das andere geschnuppert. Menschen scheinen für ihn aber uninteressant zu sein, er hat nicht mal aufgeschaut.

Nach wenigen Kilometern kamen wir in die Chek Jawa Wetlands, einem Naturschutzgebiet mit Mangroven. Hier ist der Zutritt nur ohne Fahrrad erlaubt.
Wir sind ein paar Schritte den Weg entlang gelaufen und kamen zu einem Aussichtsturm. In der Höhe von 20 Metern hatten wir einen wunderschönen Überblick über die Insel mit dem Regenwald und Sicht auf Singapur.

Etwas weiter entfernt führt ein Stelzenweg am Wasser entlang. Leider war bei uns gerade Ebbe und so hatten wir den puren Meeresboden unter den Füßen. Bei Flut ist es wahrscheinlicher noch schöner, wenn das Wasser unter dem Steg hindurch fließt.

Aber man spürt hier auch die Nähe der Stadt und des Flughafens Changi. Alle paar Minuten kommt ein Flieger im Landeanflug vorbei.

Nach dem Fußmarsch ging es wieder weiter per Rad. Unterwegs haben wir Holzhäuser und Blechhütten gesehen, in denen die Bewohner leben. Einige verkaufen kalte Getränke an Touristen. Das sieht aber nicht sehr einladend aus und wir waren froh, unsere eigenen Getränke dabei zu haben. Mückenspray und Sonnencreme sollten auch mitgebracht werden, denn im Wald ist einiges an Ungeziefer unterwegs und wenn man aus dem Dschungel herauskommt, kann die Sonne gnadenlos vom Himmel knallen. Dafür wurden wir immer wieder mit phantastischen Ausblicken und Impressionen belohnt.

An diesem Tag haben wir nur die Hälfte der Insel gesehen, denn um 18:00 Uhr werden dort die nicht vorhandenen Bürgersteige hochgeklappt. Die Rückfahrt verläuft gleich wie die Hinfahrt. Anstehen, 12 Leute zusammen bekommen und bezahlt wird auf dem Bumboat. Eine energische Dame mit Mikrophon hat alles im Griff und macht die Ansage, wann das Boot betreten werden darf.

Am Changi Point Ferry Terminal haben wir im Hawker Center noch etwas zu Essen bestellt, ein Bierchen getrunken und danach völlig kaputt im Bus gesessen. Wir hatten keine langen Strecken hinter uns, weder zu Fuß noch mit dem Rad. Aber bei der feuchten Wärme zählt eben jeder Schritt dreifach. Darum ist es ganz gut, dass wir die andere Hälfte von Pulau Ubin an einem anderen Tag erkunden werden.




Redaktionskonferenz Impulse

Nach Monaten der Auszeit gab es mal wieder etwas zu arbeiten. Zumindest ein bisschen.

Ich durfte an einem Redaktionstreffen der deutschsprachigen Zeitschrift „Impulse“ teilnehmen. Dieses Magazin existiert in Singapur seit 1988 und erscheint monatlich mit einer Auflage von 3500 Exemplaren. Inhaltlich geht es um Informationen über das gesellschaftliche Leben in Singapur. In der deutschsprachigen Community weiß hier jeder, wovon die Rede ist und seit August bin auch ich eifriger Leser.

Das Team der Impulse besteht hauptsächlich aus ehrenamtlichen Profis und Laien, die motiviert und engagiert Monat für Monat das Heft mit Informationen und interessanten Berichten von Land und Leuten füllen.

Aufgrund meines Blogs sind die Herausgeber auf die Idee gekommen, einen Neuankömmling seine ersten Schritte und Erfahrungen in Singapur beschreiben zu lassen. So erscheint im November mein erster Artikel in der Impulse (Seite 26) was mich ein bisschen stolz macht! Damit ist auch die Einladung entstanden, in der Redaktion zur Konferenz vorbei zu schauen.

Gestern ging es um das Dezemberheft und schnell befanden wir uns mitten im Brainstorming für Weihnachtsideen. Gut, dass ich durch meine bisherige Arbeit für Werbung und Fernsehen schon daran gewöhnt bin, im Sommmer mit Weihnachtsbäumen zu arbeiten, sonst hätte mich die Situation verwirrt. Bei 30 Grad Außentemperatur und Flip-Flops an den Füßen über Adventskränze zu sprechen, ist ungewöhnlich. Die Ideen waren sehr vielseitig, Vorschläge und Schlagwörter flogen über den Tisch und wie ich finde, ist eine interessante Themenmischung entstanden. Eigentlich wollte ich ja nur zuschauen, war aber schnell mittendrin im Austausch und habe auch gleich neue Aufgaben zugeteilt bekommen. Ich freue mich darauf, weiterhin schreiben zu können und bin gespannt auf Reaktionen, wenn im November die Ausgabe mit meinem Beitrag erscheint.
Das Heft wird auch online abrufbar sein: http://www.impulse.org.sg/