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Peranakan

Als Fan der Peranakan-Küche habe ich am Wochenende das Peranakan-Museum besucht, um mehr über die Geschichte zu erfahren. Und die ist so umfangreich, dass man sich jahrelang damit beschäftigen kann. Das neoklassizistische Gebäude von 1912 in der Armenian Street selbst ist schon eine Besichtigung wert. Die Ausstellungsräume sind nach verschiedenen Themen aufgeteilt.   

Galerie 1 trägt den Namen „Origins“ und zeigt Porträts mehrerer Angehörige der verschiedenen Peranakan-Communitys in Singapur. Das Wort „Peranakan“ stammt aus dem Malaiischen und bedeutet „Kind von“ oder „hier geboren“. In Südostasien ein feststehender Begriff für Menschen mit gemischter Herkunft – meist Chinesen, die mit malaiischen Frauen ihre Familien gründeten. Galerien 2 bis 5 erzählen die Geschichte und den Ablauf einer traditionellen Peranakan-Hochzeit, die immerhin zwölf Tage andauert! Schmuck- und Möbelstücke, die extra für diesen Anlass angefertigt werden sind anzusehen und wenn man lange genug vor den zwei großen Bilderrahmen mit schwarz/weiß-Porträts stehenbleibt, fangen die abgebildeten Personen an zu reden und erzählen aus ihrem Leben. Das ist wirklich schön gemacht und interessant dazu. Die Galerie 6 „Nonya“: so nennen sich die Frauen der chinesischen Peranakans. Textilien und Handwerkskunst wie Perlenstickerei werden gezeigt, viele der Exponate sind auch zum Anfassen und Mitmachen gedacht! So steht ein Telefon bereit mit der Aufforderung, den Hörer abzunehmen und zuzuhören, wovon die Frauengespräche früher handelten – übrigens kein großer Unterschied zu anderen Kulturen und auch nicht zu der heutigen Zeit. In Galerie 7 geht es um Religion, die sich aufgrund der gemixten Kulturen aus Daoismus, Buddhismus und allgemeinem Volksglauben zusammensetzt. Sehr schöne alte Schränke mit beeindruckenden Schnitzereien (natürlich viele Drachen) und typische Altäre sind dazu ausgestellt. Die Galerie 8, „Public Life“, zeigt anhand alter Fotos und Exponate das öffentliche Leben, den Handel und die Politik prominenter Peranakans in Singapur. Galerie 9 ist meinFavorit und wie eingangs erwähnt ja auch der Grund meines Besuchs: Food and Feasting. Da musste ich mich gleich an den Tisch setzen. Und man beachte: entgegen der gewöhnlich runden Esstische der Chinesen ist dieser eckig und lang. Außerdem gibt es eine große Auswahl der wunderschönen farbenfrohen Keramik der Peranakans zu bewundern und eine originaleingerichtete Küche aus der alten Zeit wird zum Leben erweckt.

 

39 Armenian Street
Singapore 179941

Eintritt 13 S$

Täglich geöffnet von 10 bis 19:00 Uhr

Freitags bis 21:00 Uhr

 

 




Wo ist die Zeitkapsel der GESS?

Und was ist das eigentlich? In diesem konkreten Fall geht es um die Kapsel, die am 21. Juni 1984 im Boden des Geländes der deutschen Schule (German European School Singapore – kurz GESS) vergraben wurde. Fotografische Lichtbilder zeugen von diesem Ereignis, aber niemand weiß, wo der Akt exakt stattgefunden hat. Kann das sein?

Mit dem neuen Schuljahr feiert die GESS ihre Eröffnung des neuen Campus an der Dairy Farm Road. Fünf Jahre an Planung und Kreditverhandlungen in Millionenhöhe sind dem vorausgegangen. Nun sind noch „Altlasten“ zu entsorgen.

Nach der Schulgründung im Jahr 1971 mit sechs Schülern in einem Privathaus und diversen darauffolgenden Umzügen, wurde nach langen Verhandlungen als 7. Stätte das Schulgebäude am Bukit Tingii gebaut – auf gepachtetem Schweizer Land. Endlich angekommen in einem selbstgebauten Gebäude auf weitreichendem Gelände. Nach alter internationaler Tradition wurde auch eine Zeitkapsel im Boden vergraben. Gefüllt mit einer Zeitung des Tages und alten Schulprotokollen wurde diese in einer Ecke verbuddelt.

Die Vogelgrippe bringt die europäische Sektion hervor Die Schule wurde immer beliebter, die Schülerzahl stieg stetig – von der Vogelgrippe 2003-mal abgesehen. Weil damals viele Expats in die Heimat flohen und keine Neulinge nach Singapur kamen, sank die Schülerzahl rasant und die Schule stand kurz vor dem Aus. Mitbegründer Dieter Gumpert war 17 Jahre Präsident der Schule und erinnert sich an die Diskussionen: „Wir wollten eine internationale Schule gründen, uns aber von den anderen abheben und sind so auf die europäische Sektion gekommen.” Damit machte ein englischsprachiger Zweig aus der deutschen Schule eine europäische. Die Schülerzahl stieg dermaßen gewaltig an, dass die Grundschule ausgegliedert werden musste und die Idee des neuen Standortes aufkam.

Sitzen die Schildkröten auf der Kapsel? Am 13. September wird dieser nun endlich offiziell eröffnet, womit der Gedanke an die Zeitkapsel wiederaufkam. Sie soll einen Platz im neuen Gebäude erhalten. Aber wo ist das verdammte Ding? Alte Zeitzeugen und Spatenhalter beim Grundstich vor 34 Jahren machten sich im Januar dieses Jahres auf die Suche. Einige der Beteiligten erinnern sich nicht mal mehr daran, dass sie damals an der feierlichen Eingrabung beteiligt waren, wurden aber mit Beweisfotos überzeugt. In echter Goldgräberstimmung haben sie gemeinsam das Gelände am Bukit Tinggi abgesucht. Es gibt Ideen, aber so wirklich kann sich niemand erinnern … Ein paar Monate später ist man sich endlich einig über den genauen Buddelort – unter dem Schildkröten-Bassin, das später entstand. Da darf nur leider niemand ran, die Tiere sind an den neuen Unterpächter mit vermietet.

Sollte „das Ding” auch anderswo nicht aufzufinden sein, dann bleibt es dort, wo es hingehört. Eine Zeitkapsel sollte nicht gesucht, sondern gefunden werden. Und irgendwann, in vielen Jahren, wenn wir alle nichts mehr dazu beitragen können, findet vielleicht ein Bauarbeiter, Architekt oder Naturliebhaber diese Kapsel und sie kann endlich ihren Zweck erfüllen: Aus der Zeit erzählen, als eine Handvoll Deutscher den Traum einer deutschen und mittlerweile europäischen Schule mit 1600 Schülern in Singapur realisiert hat.

 




You never stand alone

… so lautet der Slogan auf Internations.org, einer weltweiten Plattform, die Expats aller Nationalitäten auf Events in angesagten Clubs vernetzen möchte.

Letzte Woche habe ich solch ein Treffen im Altimate am Raffles Place besucht. Es war nicht viel los, aber eine Gruppe Mädels saß in einer Ecke zusammen und dort bin ich erstmal hin und habe mich vorgestellt. Wie in Singapur üblich wurde ich mit offenen Armen aufgenommen und die allgemeine Vorstellungsrunde am Tisch konnte starten. Srii kommt aus Indien und macht Logistikarbeit für Schiffscontainer. Neben ihr saß eine sehr elegante Dame mit langen Ohrläppchen (wegen der schweren Ohrringe) und pakistanischen Wurzeln. Sie ist E-Book-Schriftstellerin. Die nächste überreichte mir ihre Karte mit einem großen rosa „Eros”-Schriftzug darauf. Sexualtherapeutin und Partnervermittlerin. Da wurde mir auch klar, wofür diese Veranstaltung gut ist. Nachdem nämlich feststand, dass auch ich für die anderen (was auch immer Suchenden) total uninteressant bin, löste die Gruppe sich schnell auf und ich schlenderte weiter durch die Bar. Da sprach mich ein Engländer an. 1. Satz: „With InterNations, you never stand alone.” 2. Satz: „Du bist sehr groß.” 3. Satz: „Aber im Bett liegend sind sie alle gleich groß.” Bäääm, Hammerspruch! Wir haben uns doch noch sehr nett über englischen Humor unterhalten und irgendwie hat er auch die Geschichte untergebracht, in der er in Thailand erst nachts um vier in seinem Hotelzimmer herausgefunden hat, dass es ein Ladyboy war, „die” er die ganze Nacht angebaggert hatte …

Nachdem er diese – zugegebenermaßen amüsant beschriebene – Story fertig erzählt hatte, meinte er, da ich meinen Mann erwähnt hätte, würde er sich nun nach den Single-Ladies umsehen.

Tja, da war er weg. Schade, ich hätte so gerne noch erfahren, was ihn die Nacht ohne Happyend mit dem Ladyboy gekostet hat …




Treffen mit Roman Weidenfeller

10 Uhr, Post Bar im Fullerton. Interviewtermin mit Roman Weidenfeller, der seine aktive Karriere in dieser Saison beendet hat. Sein neuer Job: Botschafter des BVB Borussia Dortmund. Erste Station: Singapur.

Mit meiner Kollegin Sandra habe ich einen der typischen Pressetermine wahrgenommen und wir sind ohne große Erwartungen zum Interview erschienen. Doch dann wurden wir überrascht, mit welcher Herzlichkeit Roman Weidenfeller auf uns zugekommen ist, bevor wir überhaupt Guten Tag sagen konnten. Es wurde ein sehr lockeres und angenehmes Gespräch und mit Hinblick auf das erste deutsche Spiel heute Abend in Russland sind wir sehr schnell auf das Thema Brasilien gekommen, die WM, bei der er 2014 zum deutschen Kader gehörte. Ich habe ihn gefragt, ob zusammen mit den Jungs auch eine Art Klassenreisegefühl aufkommt, was er sofort bejahte: „Bei der Ankunft gibt es gleich Gerammel um die Zimmer. Klose bekam das beste, das ist auch völlig in Ordnung. Ich bin gleich vorweg in ein Zimmer mit Meerblick spaziert und habe mich gut positioniert. Aber die Zimmer werden nach Länderspielanzahl verteilt, da hatte ich ganz schlechte Karten. Ich bin dann in der Abstellkammer gelandet.” Da fängt er schallend an zu lachen und erzählt weiter, wie Thomas Müller Golfbälle durch die Unterkunft geschlagen hat und sie ständig Angst hatten, dass er die Scheiben einhaut. „Einige Bälle sind auch im Meer gelandet.” So wie er von den Wochen in Brasilien erzählt könnte man meinen, er sei traurig, bei dieser WM nicht dabei zu sein. „Ich habe alles aufgesaugt, was in der Zeit zu erleben war. Zu einigen habe ich noch Kontakt und werde den Jungs auf jeden Fall schreiben.”

Es war wirklich mehr eine nette und lockere Unterhaltung als ein Interview. Roman Weidenfeller wollte auch wissen, was uns nach Singapur geführt hat und wie unser Leben hier aussieht. Aber wir wollten mehr über ihn hören und auch, wie er zu dem Pressehype um seine Person steht. Da grinste er nur und erzählte von einer Situation während des Urlaubs auf seiner Lieblingsferieninsel Ibiza: „Wir waren sehr privat und romantisch unterwegs und wollten in einem Restaurant zu Abend essen. Da machte es ‚bamm, bamm’ und die Bildzeitung schoss Fotos. Das war unglaublich.” Trotz wahrzunehmender Empörung erzählt er die Anekdote nicht verärgert und ist sich auch bewusst, dass diese Situationen immer weniger werden, nachdem er seine Spielerkarriere beendet hat. In seiner neuen Aufgabe scheint er sich wohl zu fühlen, schaut in Singapur nach Nachwuchssportlern und gibt auch ein Training mit jugendlichen Torhütern der örtlichen Vereine. Dann reist er noch weiter nach Thailand um Borussia Dortmund zu präsentieren bevor es wieder zurück nach Deutschland geht, wo er auch die Bundesligaspiele seines Vereins verfolgen wird: „Wir müssen mehr als Einheit auftreten. Die Mannschaft hat ihre eigenen Erwartungen nicht erfüllt. Das hat nicht nur mit den Trainerwechseln zu tun, da müssen die Spieler sich auch an die eigene Nase greifen.”

Nach zwanzig Minuten war die Gesprächszeit leider um. War auch besser so, denn mit dem Blick auf die nächste Saison kamen wir auch auf meinen Heimatverein, dem HSV, zu sprechen. Sein Mitleid zum Abstieg hielt sich dabei in Grenzen. Mir klingt noch immer ein „das wurde auch Zeit” in den Ohren. Aber ich mag ihn trotzdem, den Ersatz vom Ersatz des Torhüters der deutschen Nationalmannschaft 2014 🙂

 




Ein Abend mit Fliege

Das ständige Flipflop-Wetter ist nach wie vor traumhaft für mich. Geschlossene Schuhe versuche ich zu vermeiden und Hosen zu tragen ist eine Qual. Da muss man sich schon zusammenreißen, nicht ständig im Urlaubsoutfit herumzulaufen.

Umso schöner sind die Gelegenheiten, sich mal wieder richtig herauszuputzen. Wie zum Beispiel zum Galadinner der SwissCham im One Farrer Hotel. Endlich wieder ein Grund, neue Schuhe aus Deutschland mitzubringen. (An die Frauen, die auf großem Fuß leben: Ab Größe 40 wird es schwierig in Singapur!) Silberne 8 cm-Sandalen sind es geworden, denn der Dresscode hieß „Black Tie”. Den Smoking haben wir dabei vernachlässigt, aber die schwarze Fliege durfte mit dem roten Abendkleid den Kleiderschrank verlassen und groß ausgehen.

Es wurde ein sehr schöner und feierlicher Abend bei der Schweizer Handelskammer mit phantastischem Essen und netten neuen Kontakten.

Der Höhepunkt der Gala war die Vergabe des „Excellence in People and Skills Development-Awards“ an Marché Mövenpick.

Ein interessanter Abend unter Schweizern und mal wieder waren wir überrascht, wie viele Leute wir in Singapur schon kennengelernt haben. Beim Herumschlendern sind uns viele bekannte Gesichter über den Weg gelaufen und die Zeit war viel zu kurz, um mit allen zu reden.

Zu später Stunde fand sich Dirks Team von BearingPoint auf der Tanzfläche und rockte durch die Nacht – super Truppe!




Bloß nicht das Gesicht verlieren

„Haben Sie noch ein anderes Shampoo, günstiger als 20 Dollar?
„Yes, we have, here.”
„Sorry, that’s for 24 Dollar, it’s not cheaper.” – Achselzucken.

Taxi-Abholung Haus 93. Laut SMS ist der Fahrer vor Ort und ich soll mich beeilen. Kein Taxi zu sehen, aber vor Haus 99 steht ein Wagen. Durch den Regen gelaufen und mit den Worten „Sorry, ich dachte Nummer 99“, vom Fahrer empfangen worden. Leichte Verunsicherung meinerseits: „Aber ich habe 93 geschrieben, oder?“ „Yes.“ – Achselzucken.

Anfangs haben mich solche Situationen wahnsinnig oder auch sauer werden lassen. Das hat sich sehr gebessert. Aber ich befürchte, mich irgendwann zu Hause in Deutschland daneben zu benehmen. Sage ich dann im Büro auch „Nö, haben wir nicht“, nur weil das Gewünschte blöderweise gerade nicht in meinem Sichtfeld liegt? Ich mag es, wenn Dinge funktionieren und Pläne einfach erfüllt werden. Das macht das Leben so schön einfach. Ich schätze es auch, wenn mir meine Fehler mitgeteilt werden. Stattdessen höre ich Geschichten über Menschen, die ich kaum kenne und wundere mich, nach einer Meinung dazu gefragt zu werden, um irgendwann darauf zu kommen, dass es um mich geht und mir gerade ein Vorwurf gemacht wird. Dieses Herumgeeiere, das gerne mit „nicht das Gesicht verlieren“ tituliert wird mag ja höflich klingen, ist aber sehr zeitaufwändig und anstrengend.

Was ist unhöflich daran, eine unerfüllbare Bitte freundlich abzuschlagen oder Probleme im netten Ton auf den Tisch zu legen? Kommt ja sowieso aufs selbe am Ende hinaus.

Höflichkeit ist etwas wunderbares, aber Verkomplizierung macht nur wirr. In Asien ist diese Verwirrung sehr verbreitet. Dazu gehört auch, keine Fehler zuzugeben und nicht auf Probleme hinzuweisen. Nicht, weil man zu faul ist, sich Sache anzunehmen. Es gilt schlichtweg als unhöflich, andere auf Fehler hinzuweisen oder eine Frage zu verneinen. Der Verkäuferin im Drogeriemarkt war es wichtig, meiner Bitte nach einer Alternative nachzukommen. Dass die zweite Bitte nach etwas Günstigerem nicht bedient wurde, ist unwichtig. 50 % der Anfrage wurden immerhin erfüllt und sie musste nicht verneinen. Oft beschleicht mich trotzdem das Gefühl, dass diese Kultur wohlwissend als Ausrede benutzt wird, aber dafür fehlt mir der Beweis…

Letztens erwartete ich eine Paketlieferung. Es klingelt pünktlich unten an der Haupttür, ich lasse die Person hinein, die nur noch in den Fahrstuhl zu steigen braucht.

Nach fünf Minuten stehe ich immer noch, nun etwas ungeduldig, an meiner geöffneten Haustür. Da klingelt das Telefon.

„Hi, are you living in xx?“

„Yes.”

„I’m here for delivery.”

„Great, come to the 30. storey.”

„Yes, but I don’t know.”

„What you don’t know?”

Stille. Kurz darauf steht die Dame vor der Tür und gibt mir mein Paket. Ich frage, was das Problem gewesen sei. Antwort? Richtig: Achselzucken.

Ich liebe es, in diesem Land zu leben. Ich lerne jeden Tag dazu und passe mich zu vielen Gelegenheiten an. Das bringt in der Tat auch enorme Vorteile. Die Lebensweise hat mich entspannter und doch aufmerksamer werden lassen. Doch so ganz werde ich die hiesige Kultur in diesem Leben nicht mehr verstehen („Sie war stets bemüht“), aber das macht wohl auch das so spannende Leben in Singapur aus.




Speeddating bei Bosch Singapore

Bisher hatte ich bei dem Namen Bosch Küchengeräte oder meine Bohrmaschine vor Augen, aber das hat sich heute geändert. Nun weiß ich, dass zum Beispiel in fast 50 % aller Smartphones Sensoren von Bosch eingebaut sind und wie Autofahrer für Fremde Parkplätze finden.

Bosch Southeast Asia hat zum Financial Update 2018 ins Hauptquartier nach Bishan geladen. Seit 1995 befindet sich das Headquarter Southeast Asia in Singapur, aber bereits seit 1923 erobert das Stuttgarter Unternehmen den südostasiatischen Markt.

Und das ist gar nicht so einfach. In Myanmar zum Beispiel sind Waschmaschinen heiß begehrt, aber die teuren Geräte mit allem möglichen Schnickschnack kann sich dort kaum jemand leisten: „Da stehen wir dann mit unseren großartigen Entwicklungen, aber gefragt sind die einfachen Geräte”, erklärt mir der Director of Business Development ASEAN, Jochen Lorenz. Außerdem ist in vielen Gegenden noch kein stabiles Stromnetz vorhanden. So ist das Unternehmen auch an der Planung von Stromleitungen in unterentwickelten Regionen beteiligt.

Das ist der interessante Unterschied zum europäischen Markt: Die kulturellen und gesellschaftlichen Besonderheiten sind in Asien weitaus vielschichtiger, die Entwicklung in den einzelnen Ländern befindet sich auf wechselnden Leveln. Es gibt nicht die eine funktionierende Strategie, die für alle Länder passt. Nach dem 10-minütigen Gespräch mit Jochen Lorenz wechsle ich an den nächsten Tisch, denn diese Pressekonferenz ist ein Speeddating. Vier Stationen, jeweils 10 Minuten Zeit. Als nächstes treffe ich Amine Kamel.

„Woher stammt Ihr der Name?“

„Ich komme aus Tunesien.“

„Wie viele Tunesier leben in Singapur?“

„Drei.”

Ich habe es nicht nachgeprüft, glaube ihm aber. Die Gespräche fanden alle auf Englisch statt, das war thematisch nicht ohne: Financial Update und dann noch technische Erklärungen. Ich beschwere mich ja oft, dass ich hier viel zu viel Deutsch spreche und mit meinen Englischkenntnissen nicht vorankomme, aber es ging sehr gut. Man bekommt doch mehr mit, als man denkt.

Amine Kamel ist mit seinem Titel „Regional Head Automotive Electronics Division“ für smart solutions in der Automobilelektronik zuständig. Nachdem er mir erklärte, wie fremde Autos mit Hilfe von Sensoren die freien Parklücken in meiner Umgebung anzeigen, habe ich gefragt, ob ähnliches auch für E-Scooter möglich sei. Ich roller ja begeistert und zeitsparend mit meinem Elektroroller durch die Gegend, finde aber oft keine Möglichkeit, diesen anzuschließen. Das Thema wurde interessiert aufgenommen, aber meine Gesprächszeit war mal wieder um und ich musste an den nächsten Tisch. Hier erwarteten mich der Regional President, Thomas Jakob und Michael Goh, Director of Sales zum Thema smart connected solutions. Allmählich brummte mein Kopf wegen der Menge an Input, aber wie ich erfahren habe, gibt es für ziemlich alles eine App um das Leben zu vereinfachen – Industrie 4.0 ist nur ein Schlagwort dazu und mal wieder kommen die Sensoren ins Spiel.

Für all diese Weiterentwicklungen werden immer mehr Fachkräfte gebraucht, womit der Markt nicht zu reich bestückt ist. Darum werden Schulungen abgehalten, Weiterbildungen angeboten und man setzt auf das Mentoren-System, erzählt mir Jane Tham, Director of Human Resources. Jeder Mitarbeiter bekommt einen „alten Hasen” zugeteilt, der jederzeit bei Fragen und zur Unterstützung bereitsteht.

Das Financial Update wurde nur kurz am Anfang präsentiert und geriet immer mehr in den Hintergrund. Mir wird bei den hohen Summen immer etwas schwindelig, aber nun weiß ich auch, dass eine Menge dahintersteckt und freue mich auf meine „Hier-kannst-Du-Deinen-Roller-anschließen-App“!




Changi Sailing Club in Singapur

Keine Ahnung vom Segeln und trotzdem dritter bei einer Regatta geworden.

Das geht nur mit der richtigen Crew und einem ordentlichen Kapitän!

Captain Luc und seine Frau lernten wir im letzten Jahr bei einem Segelevent kennen, an dem wir auf deren Boot „Minx“ teilnahmen. Nun haben wir es endlich mal zusammen mit unseren Freunden Karin und Thomas geschafft, ihrer Einladung zu folgen und durften zum dritten Twilight Race des Changi Sailing Club wieder an Bord.

Allerdings war diesmal richtiges Mitarbeiten angesagt: Die Männer mussten an den Winschen das Vorsegel bedienen und wir Mädels waren zur Ausbalancierung des Bootes abkommandiert. Ich bin mir nicht sicher, was anstrengender ist. Die Jungs mussten mit allen Kräften kurbeln, aber das ständige von Backbord nach Steuerbord und wieder zurückgerobbe war auch nicht ohne. Meine Knie haben sich jedenfalls am Abend bedankt. Dafür war die Stimmung super und das Wetter phantastisch. Ein bisschen Wind um die Nase ist bei über 30 Grad Temperatur sehr angenehm. Neben der Arbeit gab es auch immer wieder ein paar Minuten Verschnaufpause, in denen wir entspannt die Füße im Wasser baumeln lassen konnten und die anderen Segelboote beobachteten.

Auf dem Treppchen gelandet Von sieben Leuten an Bord wussten eigentlich nur drei, was sie zu tun haben. Aber Captain Luc behielt stets die Kontrolle. Er ist drei Mal die Woche alleine mit der Minx unterwegs, so hat er stets alles im geübten Blick. Während wir ängstlich wurden, wenn sich die richtig großen Pötte näherten (ein ziemlich blödes Gefühl, wenn zwei solche Riesenschiffe von beiden Seiten kommen), ertönte hinterm Steuerrad die holländische Stimme: „Ich habe es gesehen. Keine Angst, dieses Boot wurde in Dänemark für die Nordsee gebaut. Die paar Wellen machen uns nichts aus.” Um dann ganz in Ruhe weiter zu schippern. Mit dieser Ruhe hat Luc uns auf den dritten Platz gefahren. Genaugenommen waren wir sogar die ersten an der Ziellinie, aber dann gibt es noch Handicap-Berechnungen und damit landeten wir auf Platz 3 von 9 Teilnehmern.

In dem Club kennt jeder den anderen und bei den fachmännischen Nachbesprechungen konnte ich nicht mithalten. Ich war ja nur froh, immer rechtzeitig zur richtigen Seite gehüpft zu sein. Aber dieser Tag auf dem Wasser hat mich auf den Segelgeschmack gebracht. Muss als Norddeutsche Deern ja eigentlich möglich sein, das noch zu lernen.

Das Bierchen danach hat jedenfalls herrlich geschmeckt und in der angenehm lockeren Clubatmosphäre ergab sich ein schöner Abschied vom Tag.




Yoga

Vor ein paar Tagen: Ich schalte morgens meinen Computer an und sehe eine ellenlange Todo-Liste. Da grollt es in mir und ich habe überhaupt keine Lust, auch nur irgendetwas zu arbeiten. Also Browser geöffnet, www.yogamovement.com eingegeben und spontan den Basic-Kurs um 12 Uhr gebucht. Das erste Mal Yoga nach 12 Jahren, wird mal wieder Zeit!

Es ist so angenehm, eine Stunde lang das Ein- und Ausatmen angesagt zu bekommen. In meinem ersten Yogaleben habe ich es sogar geschafft, mit dem Rücken wieder in die große Brücke zu gehen. Schon das alleine lässt einen 20 Jahre jünger fühlen.Dann habe ich meinen Mann kennengelernt und hatte am Sonntagmorgen ab sofort besseres zu tun, als zum Yoga zu gehen. Natürlich hatte ich vor, mir eine Gruppe an einem anderen Tag zu suchen, aber bei dem Vorhaben ist es geblieben.Ewigkeiten später ist die Idee hier in Singapur dann wiederaufgekommen. An jeder Ecke gibt es drinnen und draußen die Gelegenheit, Yoga zu machen. Und täglich sehe ich die Menschen mit ihren aufgerollten Matten durch die Straßen spazieren. Dann habe ich erfahren, dass es auf der anderen Straßenseite unseres Condos ein tolles Yogastudio gäbe. Bing! Da hat es klick gemacht – die Brücke funktioniert nämlich nicht mehr so gut.

Um 11:50 Uhr habe ich meine Matte über die Schulter geworfen, bin losgestiefelt und betrete um 11:55 Uhr das im Industriedesign gestaltete Studio „Yoga Movement“. Nette Leute am Empfangsschalter empfangen mich und im angeschlossenen Café sitzen sehr entspannt aussehende Menschen.

Im Unterrichtsraum liegen die Matten schon bereit (ich habe meine pinkfarbene auf die schwarze draufgelegt, sieht viel schöner aus!) und los geht’s. Am Anfang erstmal atmen. Geht super. Dann die ersten Übungen. Es wird schwieriger, aber ich bekomme alles hin. Nach 30 Minuten muss ich über die Leute lachen, die über Yoga lachen: Ich spüre bereits alle Muskeln, vielmehr an einige werde ich wieder erinnert. Zum Schluss der Entspannungsteil. Da musste ich schon damals immer aufpassen, nicht einzuschlafen. Da liegt man auf seiner Matte, freut sich, es geschafft zu haben und spürt, dass jeder Muskel wieder an der richtigen Stelle sitzt. Herrlich!

Nach der Stunde habe ich gleich eine 10er-Karte gekauft und mittlerweile kann ich den Kursplan auswendig. Und das mit der Brücke bekomme ich bald auch wieder hin!




Mit Fremden über den Wolken

Billigflug auf eine malaysische Insel. Dem Kind hinter mir wird laut vorgelesen und das ganze Flugzeug darf netterweise daran teilnehmen. Selbst schuld, wer kein Niederländisch versteht. Neben mir werden die Probleme am Arbeitsplatz meiner Sitznachbarin ausdiskutiert, fast hätte sie angefangen zu weinen. Da bereue ich schon, dass ich mittlerweile singlish verstehe. Aber er hat so liebevoll ihre Haarsträhnen um seine Nase gewickelt, dass sie ihre Sorgen bald vergaß. Auftakt für weitere Liebkosungen. Ich habe kein Problem mit Nähe, schon gar nicht unter Lebenspartnern, aber muss ich beim Zungenkuss unbedingt nur 30 cm davon entfernt sitzen? Immerhin hatte sie saubere Fingernagelhaut, der Knipser kam gleich nach dem Start zum Einsatz. Alles wurde akkurat saubergezupft, irgendjemand wird hinterher schon durchsaugen. Mittlerweile schmerzt mein Rücken, der holländische Nachwuchs hinter mir hat den Sitz demnächst mit den Füßen komplett durchbohrt. Ist ja ganz angenehm, dass der Knirps nicht mehr rumschreit, dafür hören wir alle einer Fernsehserie zu. Nun tut mir der Kleine ein wenig leid, er ist schwerhörig. Das erklärt zumindest die Lautstärke. Kopfhörer sind nur für Spießer. Was denken die anderen wohl über mich? Wenn jeder um mich herum irgendjemandem auf die Nerven geht, werde ich ja keine Ausnahme sein. Aber mir fällt partout nichts ein. Beide Armlehnen im Flugzeug zu benutzen wird ja noch erlaubt sein, oder?