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Selbstabräumen im Hawker Centre?

Hawker Centre und Food Courts sind wirklich etwas Feines. Eine Masse von Angeboten an asiatischen Gerichten, ab und zu auch ein paar Westernstyles dabei und alles für kleines Geld. Schnell findet man seine Lieblingsplätze und nach mehrmaligem Besuch bleibt auch der kleine Schnack mit den Köchen nicht aus. Oft mit Händen und Füßen, aber irgendein neues chinesisches Wort schnappt man immer auf.


Dann wird ein Plätzchen gesucht, wenn möglich unterm Ventilator, und das Schlemmen beginnt. Während der Nahrungsaufnahme sehe ich die Schilder, die mich auffordern, mein Tablett später zu den Abgabestellen zu bringen. (Ein großer Hygienevorteil: Alles an Besteck und Geschirr wird an einer Stelle gründlich gespült und wieder an die einzelnen Garküchen verteilt.)

Aber nun beginnt das Grübeln. In meiner Anfangszeit in Singapur wurde mir beigebracht, die Tabletts stehenzulassen, weil die Abräumer sonst ihre Daseinsberechtigung verlieren. Bestätigt wurde dieser Hinweis dadurch, dass die Abräumer darauf bestanden, alles stehenzulassen. Machte man bloße Anstalten, das Tablett wegzubringen, gab es eindeutige Handzeichen. Auch wenn es die besagten Schilder damals schon gab,


Anweisungen für Nichtstun nehme ich immer gerne entgegen. Also habe ich es stets gerne genossen, nach dem Lunch einfach aufzustehen und zu gehen.


Naht das Ende unserer geliebten Helfer?

Aber nun gibt es großangelegte Aktionen und immer wieder Zeitungsartikel mit dem Thema, sein Tablett selber wegzutragen. An einigen Plätzen wurde sogar ein Pfandsystem eingeführt. 25 solcher staatlich finanzierten Automated-Tray-Return-Systeme (ATRS) soll es in den nächsten Jahren geben.

Ist dies das Ende unserer geliebten Helfer, die einem den Teller auch schon mal unter der Nase wegreißen obwohl der letzte Happen noch auf dem Löffel liegt? Es wäre sehr traurig, denn sie gehören zum richtigen Hawker Feeling einfach dazu. Genauso wie die Diskussion, ob man den letzten Schluck aus seinem Becher noch trinken darf – die immer mit großem Gelächter endet.

„Die Reinigungskräfte werden ihre Arbeitsplätze nicht verlieren, nur weil wir rücksichtsvoller werden und unsere Tabletts zurückgeben”, sagte die Ministerin für Umwelt und Wasserressourcen, Amy Khor, im März im Parlament. In meinem Lieblingshawker, dem Zion Riverside Food Centre, ist die Tablett-Rücklaufquote um 20 Prozent gestiegen. In der gewonnenen Zeit sollen die Reiniger die Tische säubern. „Das Entfernen der Essensreste geht das Vogelproblem an und schafft eine sauberere, hygienischere Speiseumgebung.”

Hört sich alles logisch an, hinkt aber ein wenig. Im besagten Hawker hatte ich bisher kein Problem mit unsauberen Tischen und ich kann nur hoffen, dass keiner meiner Aunties und Uncles seinen Job verliert. Ich bin hin und hergerissen, ob ich den Revoluzzer geben soll. Aber bei meinem Besuch heute habe ich das Lehrbeispiel dafür gesehen, wie Singapur funktioniert.




Bishan – Ang Mo Kio Park

Singapur nennt sich ja gerne selbst „Green City“. Und das auch völlig zu Recht. Bei aller Modernität und Automatisierung wird sehr darauf geachtet, dass in der ganzen Stadt grüne Lungen zum Verweilen einladen. Im Bishan Park entlang der Ang Mo Kio Avenue 1 wurde der Kallang River vom Betonkanal zu einem 3 km langen Fluss in einer wunderschönen Anlage zurückgebaut. Eines von 100 Projekten des ABC Waters Programme, das für „Active, Beautiful and Clean“ steht.

62 Hektar Park laden mit weiten Rasenflächen zum Verweilen und zu einem Picknick ein, wir hatten aber nur unsere obligatorischen Wasserflaschen dabei (niemals ohne Wasser aus dem Haus!) und sind an dem Fluss entlanggewandert. Wir haben Fischreiher beobachtet, die hier ein Paradies vorfinden, denn der Fluss ist voll mit Fischen.

 

Im Lotus Garden fliegen die Libellen und immer wieder kreuzen Schmetterlinge den Weg. Das alles in einer himmlischen Ruhe – wenn man sich den Baustellenlärm an der gesamten Flussstrecke mal wegdenkt … Vielleicht sind uns darum nicht viele Parkbesucher begegnet, auch die drei großen Spielplätze waren nur schlecht besucht. Schade, denn hier gibt es sogar ein rollstuhlgerechtes Karussell und eine Rollstuhlschaukel, so dass Kinder mit besonderen Bedürfnissen zusammen mit ihren Freunden spielen können. Wäre ich einen Meter kürzer, hätte ich alles ausprobiert.

 

Seit der Wiedereröffnung im März 2012 ist der Fluss ein Teil des Regenwassermanagementprogramms, das der Trinkwasserversorgung und dem Hochwasserschutz dient. Es wurden Bodenbiotechnologien angewendet, die das Ufer des Kallang River stabilisieren und Erosion verhindern. Ein Reinigungsbiotop reinigt das Wasser aus dem angrenzenden Teich und aus dem Fluss. Dank des Filtersystems wird keine chemische Hilfe benötigt.

Ein paar Kinder haben im Fluss gestanden und mit ihrem Kescher versucht, Fische zu fangen. Bestimmt total verboten, aber die Kids waren sowieso nicht erfolgreich. Dafür hatten sie einen Mordsspaß – zusammen mit Oma, die auch barfuß im Wasser stand.

Zum Barfußwandern gibt es einen extra angelegten Pfad, den wir aber schnell wieder verlassen haben – zu viel Massage der Fußreflexzonen auf dem steinigen Weg. Das hat echt wehgetan, da muss ich noch üben. Obwohl ich doch in den letzten 1,5 Jahren so viel ohne Schuhe an den Füßen gelaufen bin wie sonst nicht im ganzen Leben zuvor.

Durchquert man den Park von Westen nach Osten, ist auf halber Strecke ein Restaurant am See zu finden und am Rande des Kallang River liegt der am hübschesten gelegene McDonalds, den ich je gesehen habe. Wir haben jedoch weder das eine, noch das andere probiert, sondern sind am anderen Ende des Parks wieder in den Bus gestiegen und nach Hause gefahren. Ein simpler aber schöner Sonntagsausflug, die Woche wird wieder wild genug.




CHALLENGING BEAUTY – Ausstellungseröffnung im Parkview Museum

Im Parkview Museum Singapore läuft noch bis zum 19. August 2018 die Ausstellung CHALLENGING BEAUTY – Insights into Italian Contemporary Art, die die repräsentativsten Werke der zeitgenössischen italienischen Kunstsammlung von George Wong präsentiert.

Das Parkview Museum Singapore ist ein privates Museum im Parkview Square, einem meiner Lieblingsgebäude in Singapur. Es wird auch Gotham City genannt, weil es ohne weiteres als Zuhause von Batman fungieren könnte. Es erinnert an die New Yorker Art-Déco-Gebäude aus dem letzten Jahrhundert, wurde aber erst 2002 erbaut.
Die Eigentümergruppe führt das Erbe ihres Gründers Chou-Shiuan Hwang (Vater von George Wong) fort, der ein großer Kunstliebhaber war. Bis heute umfasst die Kunstsammlung der Gruppe die größte Salvador-Dali-Sammlung außerhalb Spaniens, zahlreiche Kunstwerke westlicher Meister, eine unschätzbare Sammlung kaiserlicher chinesisch-buddhistischer Steinschnitzereien, eine große Sammlung antiker Bronzestatuen und eine umfangreiche Sammlung zeitgenössischer chinesischer Kunst mit mehr als 10.000 Werken.

Die gesamte 3. Etage des Parkview Square wurde 2017 in ein Privatmuseum verwandelt. Hier wechseln sich alle sechs Monate Ausstellungen ab, in denen zeitgenössische Kunst gezeigt wird.
Im März war ich zur Eröffnung der ersten großen Ausstellung italienischer zeitgenössischer Kunst in Singapur eingeladen.

Die Ausstellung spiegelt die vielseitige italienische Kunstpraxis wider und präsentiert Werke von Künstlern aus vier Generationen, die in den 1990er und 2000er Jahren entstanden sind.

Hier sind meine Favoriten:

Darsy Manet (1988) von Aldo Mondino

Die türkische Kultur diente Aldo Mondino oft als Inspiration für seine Kunstwerke. Dieses stellt einen türkischen Tanz dar, der zu gesellschaftlichen Anlässen aufgeführt wird.

At the bar (1981-84) von Salvo
Der Sizilianer Salvatore Mangione, besser bekannt als Salvo, sagte einmal in einem Interview: “Warum sollte ich mich dem Vergnügen der Farbe verwehren?” Recht hat er!

Untitled (2008) von Marco Tirelli

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Wie oft habe ich diesen Satz in meiner beruflichen Vergangenheit im Fernsehstudio gehört. Dort ist Schatten ja nicht sehr beliebt, aber Marco Tirelli hat ihn phantastisch eingesetzt. Mit dem richtigen Abstand zur Wand entsteht ein Kreis in 3d – ganz simpel, aber faszinierend.

Alle Ausstellungen des Museums sind für die Öffentlichkeit kostenlos zugänglich, um die Integration und Wertschätzung von Kunst im Alltag zu fördern.

Montag – Samstag, 12 – 19 Uhr
600 North Bridge Road
Parkview Aquare, Level 3




Masters of Wines and Spirits

Die DFS Group (Duty Free Singapore), weltweit führender Anbieter für Luxusreisegüter, veranstaltete im Warehouse Hotel die „Masters of Wines and Spirits“.

An zwei Tagen fanden sich 800 Gäste in dem erst 2017 eröffnetem Boutique Hotel „Warehouse“ ein. Die Location war auch der ausschlaggebende Grund, warum ich mich so auf die Veranstaltung gefreut hatte. Von unserem Balkon aus habe ich die Bauarbeiten am Ufer des Singapore River beobachtet und gesehen, wie ein Prachtstück aus der alten Lagerhalle entstanden ist.

Nun durfte ich mir das Warehouse von innen ansehen und dabei noch etwas über Whisky lernen. Jedes der Hotelzimmer war zum Thema „Bespoke. Speak Easy. Secret Society” als Präsentationsraum umfunktioniert worden. Die günstigste Flasche mit erlesenem Alkohol für 400 S$ zu haben. Aber es ging ja auch um Luxusgüter.
Ich habe an einer Masterclass der Destillerie „Balvenie“ teilgenommen und mich anfangs mit den zwei zu probierenden Whiskys schwergetan, denn der Alkoholgehalt von 54,1 bzw. 55,4% ist ziemlich heftig. Erst nachdem ich etwas Wasser dazugeben durfte, war der Geschmack von Vanille und anderen Gewürzen zu schmecken. Balvenie gehört zu der Masters of Wines and Spirits Collection 2018, die ab dem 25. März im Singapore Changi Airport erhältlich sein wird. Wer es genauer wissen möchte, diese Sorten habe ich probiert:

DCS Chapter One – The Balvenie Refill American Oak/filled 12th February 1985, Cask 612, 54,1% ABV

und

DCS Chapter Two – The Balvenie First Fill American Oak/filled 1st May 1990, Cask 7359, 55,4% ABV

Hinterher wurde ein großartiges Dinner serviert und wir hatten viel Glück mit unseren Tischnachbarn. Reena, Chin Wee, Edward und Danny. Bei den Jungs war ich ausnahmsweise mal froh, dass sie westliche Namen nutzen, denn auf Chinesisch heißen die drei alle gleich: Chin Wee. Wäre schwierig geworden, auch ohne vorherige Alkoholverkostung.

Noch vor dem Hauptgang hatten die vier uns die perfekte Aussprache von „Yamsieng“ beigebracht. Man kann es aus dem chinesischem Hokkien mit „Prost“ übersetzen, bedeutet aber eher „ex und hopp“. Da wir nun aber guten Wein in den Gläsern hatten, haben wir es lieber für ersteres benutzt. Dafür umso öfter, denn mit der Sprache und dem Zuprosten bilden sich auch Freundschaften – zumindest für den Abend.

Fazit des Abends: Ich bin mir noch nicht sicher, Whisky-Fan zu werden. Aber es war mal etwas anderes, in die Welt hineinzuschnuppern. Endlich habe ich das Warehouse-Hotel von innen gesehen, es lohnt sich! Und ich hatte einen puppenlustigen Abend. Danny ist übrigens TV-Moderator und will mir sein Studio zeigen – yeah, mal wieder TV-Luft schnuppern!

Und ich weiß endlich, was die DFS Group macht. Ich habe am Flughafen schon diverse Mal dort eingekauft, mir aber nie Gedanken darüber gemacht, wie das Warenangebot zusammengestellt wird. Aber ehrlich gesagt, bin ich auch selten in der Lounge mit den Luxusgütern.




SSO Vienna Music Lecture

 

Kultur wird in Singapur immens gefördert. Viel Geld wird gezahlt, um die Besten ihres Fachbereichs und große Namen in unsere zauberhafte künstliche Welt zu holen, um auch Nichtkenner zu begeistern. In Singapur wird zur Kulturleidenschaft quasi erzogen. Die Bildende Kunst hat damit schon viel erreicht und auch die Musik hat einiges zu bieten: Das Singapore Symphonic Orchestra (SSO) gilt als das beste Ensemble der Region.

Die österreichische Botschaft hat gemeinsam mit dem SSO die „SSO Vienna Music Lecture” ins Leben gerufen und ich habe mir die erste Lesung in der Victoria Concert Hall angehört. Als Redner konnte Prof. Hellsberg gewonnen werden. Der Violinist stand den Wiener Philharmonikern 17 Jahre vor und hat in seiner sympathischen und sehr humorvollen Art die 176 Jahre alte Geschichte des wohl berühmtesten Orchesters weltweit erzählt und mit Anekdoten angereichert.

Durch Unterstützung der Lufthansa und dem St. Regis Hotel fand so ein sehr interessanter Vortrag über die Entstehung und Geschichte der Wiener Philharmoniker mit musikalischer Untermalung von Musikern des SSO statt.

Mein Hamburger Herz schlug aber höher, als von Johannes Brahms die Rede war. Der Komponist, 1833 in Hamburg geboren und im Hamburger Michel getauft, ging sehr früh nach Wien, um sich in der Musikhauptstadt weiter zu verwirklichen. „Er hatte das gar nicht nötig und konnte schon sehr gut von seinem Einkommen als Pianist leben”, erzählte mir Professor Hellsberg nach seinem Vortrag.

Während der Lecture habe ich auch erfahren, dass Brahms seinerzeit das Wiener Orchester mit einer hohen, aber anonymen Spende unterstützt hat, was erst später herauskam, nachdem seine Handschrift später in dem Begleitbrief erkannt wurde.

Ich habe das als Hamburger Tugend abgetan, worauf mich der Professor irritiert ansah. Nach meinem Outing als Hamburgerin gab er mir aber Recht, wahrscheinlich hatte er diese hanseatische Tugend vorher gar nicht bedacht.

Die Veranstaltung hat vielen Einheimischen die Geschichte der europäischen Musikkultur nähergebracht. 400 Anmeldungen wurden im Vorfeld verzeichnet und der Saal in der wunderschönen Victoria Concert Hall (Heimat des SSO) war gut gefüllt.

Ich werde bald mal wieder in ein Konzert gehen und diese wundervolle Konzerthalle genießen.




Bierbrauen ganz oben in Singapur

 

Was macht man morgens halb zehn in Singapur, wenn gerade kein Knoppers zur Hand ist? Bier brauen!

Das LeVeL33 ist eine Rooftopbar mit toller Aussicht auf die Marina Bay und einer eigenen Brauerei. Wohl eine der höchstgelegenen weltweit – 156 Meter hoch.

Braumeister Gabriel Garcia aus Argentinien, der sein Handwerk in Deutschland gelernt hat, braut hier pro Jahr 90.000 Liter unterschiedlicher Biersorten, welche auch nur hier ausgeschenkt werden. Letzte Woche das „Belgian Weath Beer“ angebraut, einem erfrischenden Weizenbier mit einer Note von Koriandersamen und Orange. Dabei habe ich mitgeholfen. Besser gesagt, habe ich einen Eimer Haferflocken in den Tank mit heißem Wasser geschüttet.
Andere Zutaten sind Weizen, Weizenmalz und Gerste. Der Geruch aus dem Tank war nicht so gut, wie das Bier in ein paar Wochen schmecken wird.

Die Zutaten im Wasser werden zwei Stunden lang gerührt und gemixt. Das sieht so ähnlich aus, wie in meiner Brotbackmaschine, nur flüssiger. Dabei entsteht die flüssige Bierwürze, von der Gabriel noch die Biertreber trennen muss. Während er die stark riechenden Treber aus dem Tank wischt, muss er laut über den Ruf des Bierbrauers lachen: „Ich bekomme oft zu hören, dass Bierbrauer den ganzen Tag nur Bier verkosten. In Wirklichkeit nimmt das Brauen 20% der Zeit ein. 60% der Arbeitszeit werden mit Saubermachen und die restlichen 20% mit organisatorischen Dingen verbracht.“

Beim Saubermachen habe ich mich langsam zurückgezogen, war ja international women’s day. Dafür habe ich aber noch mitgeholfen, die Orangen zu schälen. 500 Gramm pro Brauvorgang werden benötigt. Das Rezept wird übrigens immer genau eingehalten. Geht etwas von den Ingredienzien daneben, wird grammgenau ersetzt.

Den Rest der Produktion musste Gabriel alleine mit seinem Assistenten übernehmen, ich werde leider nicht für’s Bierbrauen bezahlt. In drei Wochen schaue ich wieder vorbei, um „unser“ Bier zu probieren.




Die Lichter sind wieder an! ilight Festival 2018

Gestern Abend wurde das ilight Festival von Lawrence Wong, Minister for National Development, an der Marina Bay eröffnet. Bis zum 1. April sind nun wieder allabendlich Lichtinstallationen von internationalen Künstlern zum Thema Nachhaltigkeit zu sehen.

22 Installationen sind es in diesem Jahr. In den Anfangsjahren seit 2010 waren die Kunstobjekte ausschließlich um die Marina Bay herum ausgestellt, mittlerweile wurde das Ausstellungsgelände erweitert und erstreckt sich weiter über den Esplanade Park. „Das Festival wird in jedem Jahr größer und schöner. Wir freuen uns, dass die Marina Bay eine internationale Bühne geworden ist“, sagte Minister Wong, der alle beteiligten Künstler in der VIP-Lounge des Float@Marina Bay persönlich begrüßte, in seiner Eröffnungsrede.

Sehr cool finde ich das Projekt von Studenten des Raffles College of Higher Education. Inspiriert von Reisfeldern sieht Urban Rice Fields zunächst einfach aus, wie in den Boden gerammte Bambusstäbe. Werden diese mit Blitzlicht fotografiert, entstehen aber Reflektionen auf den Fotos, die faszinierend wirken. Hier die Fotos mit und ohne Blitz zum Vergleich:

Das Thema Nachhaltigkeit habe ich dabei nicht erkennen können, aber Kunst darf ja auch einfach nur interessant sein.

Umso intensiver schreit Transistable Plastic nach Nachhaltigkeit. Unter der Esplanade Brücke hat das spanische Künstlerkollektiv Luzinterruptus durchsichtige Plastikflaschen in Plastiktüten verpackt und verbunden. Die Besucher sollen durch die entstandenen Mauern schlüpfen und sich mit dem Kunststoff umgeben.

Das war ein sehr dumpfes Gefühl, durch all den Kunststoffmüll zu laufen.

 

Schöner dagegen ist Dancing Grass im Esplanade Park. Schön grün und geschmeidig in der Bewegung. Man kennt diese aufgeblasenen Luftmännchen, die vor Geschäften stehen und hereinwinken. Hier sind es meterhohe Grashalme die sich im Wind wiegen. Ein Tanzboden voller Grashalme, die berührt, bewegt und umarmt werden sollen.

Nicht um Tanz aber um Musik geht es bei Illumaphonium von Michael Davis aus Großbritannien. Mehr als hundert leuchtende Glockenspiele sind bis zu dreieinhalb Meter hoch aneinandergereiht und reagieren mit Licht und Ton auf Berührung. Es war lustig zuzusehen, wie sich jeder Besucher ausprobieren wollte und die Finger nicht mehr davonlassen konnte.

Mein persönliches Highlight war der Merlion an der Bay. Visuell werden an ihm die Welt mit ihren Elementen Wasser, Wind und Feuer dargestellt. Die Installation Elements of Life erklärt mit einer Reise vom Weltall auf die Erde, wie diese Kräfte zueinander gehören und das Leben erst ermöglichen.
Ein Spaziergang entlang der Kunstinstallationen regt zum Nachdenken an und die Gedanken gehen dabei in viele Richtungen. Erst überlege ich, was mir gefällt und was nicht. Dann suche ich das Thema „Nachhaltigkeit“. Wenn ich auch manchmal nicht fündig geworden bin, hat es mich doch beschäftigt und mich zur Auseinandersetzung damit gezwungen.

Die Kunst des Zusammenspiels von Licht und Musik hat mich überzeugt und ich werde in den nächsten Wochen bestimmt noch öfters an den Installationen vorbeigehen, sie sind einfach zu anziehend.

Mein Vater hat mal wieder Recht behalten. Denn immer, wenn ich von Kunst oder Architektur nicht überzeugt war und nach dem Sinn und dem Warum gesucht habe, hatte er eine einfache Antwort parat, die mir bis heute in den Ohren klingt: „Weil es schön ist.“

So ist es!




Chinese New Year in Österreich

Am 16. Februar fand schon das zweite Chinese New Year während unserer Asienzeit statt, und ich bin wieder nicht in Singapur dabei gewesen. Das wichtigste Fest der Chinesen ähnelt dem Weihnachtsfest in unserer Kultur. Bereits Wochen vorher beginnen die Vorbereitungen, denn die Feierlichkeiten sind mit viel Essen im Kreise der Familie verbunden und die Kinder bekommen Geldgeschenke (Sag ich doch, wie unser Weihnachten). Die roten Hong bao-Umschläge für die Geldscheine wurden in den letzten Wochen in vielen Geschäften verteilt, unsere von Redmart und Minoso liegen gestapelt zu Hause und die roten Lampions hängen einsam von der Decke.

Chinese New Year bedeutet in Singapur auch zwei freie Tage. Und zwar die einzigen Feiertage in Singapur, an denen sogar die Geschäfte geschlossen sind, sehr ungewöhnlich. Einige Firmen schließen gleich für eine ganze Woche und die Wirtschaft arbeitet auf Sparflamme.

Die arbeitsfreie Zeit habe ich für ein paar Tage in Europa genutzt. Ausgestattet mit roten Kuschelhunden aus Chinatown für mein Patenkind und seinen Bruder im Gepäck. Sie sind wohl zwei der Wenigen in Hamburg, die mit dem Jahr des Hundes etwas anfangen können, denn Oma und Onkel leben in China.

Zwölf Tierzeichen hat das chinesische Horoskop, die sich im jährlichen Rhythmus ändern. Dazu kommt immer noch eines der fünf Elemente, so feiern wir in diesem Jahr den Erd-Hund.

Viele Glückwünsche, Karten und lustige Videos habe ich auf sämtlichen Kanälen erhalten, ich war mir am 16.2. also sehr wohl des besonderen Tages bewusst. Aber dass ich sogar beim Skifahren in Oberlech am Arlberg an das auch Mondfest genannte Ereignis erinnert werde, damit habe ich nicht gerechnet:

CNY-Deko in der Aprés-Ski-Bar!

Das Wort „Ananas“ bedeutet in Mandarin auch Glück, darum ist die Frucht vielerorts als Glückssymbol zu finden. Und dann auch noch in Rot und daneben der Hund! Zufall oder Planung? Ich wollte die Antwort lieber nicht wissen und habe nicht nachgefragt.

Auf jeden Fall wünsche ich Gōng xǐ fā cái!




Sim Lim Square

 

Neues Handy gefällig? Oder Computer, Kabel, Powerbank?
Dann ab zum Sim Lim Square, dem Elektro-Eldorado über sechs Stockwerke. Nur ein paar Fußminuten von Bugis entfernt kann man hier Stunden verbringen und bestimmt etwas finden. Auch Dinge, von denen man gar nicht gewusst hat, dass man sie sucht. Wir sind mit einer Drohne nach Hause gekommen …

Es kursieren viele Warnungen, dass die Verkäufer ihre Kunden gerne übers Ohr hauen, aber bei größeren Ausgaben hat man sich normalerweise schon vorher über die Preise schlau gemacht und wer mir keine Rechnung ausstellt, wird mich sowieso nicht zu seinen Kunden zählen können. Ich hatte Spaß beim Stöbern und bei den vielen Ladekabeln in allen möglichen Farben konnte ich mich kaum entscheiden. Kopfhörer hatte ich gerade neu gekauft und mit Adaptern sind wir komplett ausgestattet, schade. USB-Ventilatoren, -Lampen und Handyhüllen brauche ich auch nicht. Sinn des Besuchs war, ein neues Laptop zu finden.

Leider gab es nicht genau das, was ich gesucht habe, aber eine nette Verkäuferin hat uns darauf gebracht, im Internet zu suchen. Gesagt, getan, bestellt. Kommt demnächst an und braucht nur ein neues Betriebssystem, denn mit dem chinesischem kann ich nicht so viel anfangen. An die amerikanische QWERTY-Tastatur werde ich mich auch gewöhnen. Wie gut, dass mein Name mit „ae“ und nicht mit „ä“ geschrieben wird. Und wenn ich noch meinen Mädchennamen trüge, bräuchte ich dafür nur noch eine einzige Tastenreihe! Vielleicht schreibe ich demnächst mal an meine alte E-Mail-Adresse, nur so aus Spaß daran, auf der oberen Tastenzeile herumzuhacken, wie praktisch!

Wenn dabei etwas kaputtgeht, weiß ich auch, wo das Gerät repariert wird, denn eine halbe Etage des Sim Lim Square besteht nur aus Computerdoktoren. Dort stehen zuhauf auch noch alte Röhrenfernseher herum. Hier verkommt eben nix!

Sim Lim Square
1 Rochor Canal Rd




Bier aus Hopfen!

Brotzeit Singapore hat die Getränkekarte um einige deutsche Biere erweitert und zur Vorstellung zum Mediatasting eingeladen – man nennt es Arbeit.
Herrlich war es, mal wieder etwas anderes, als das lokale Reisbier zu trinken. Claus Schwarzmann, Leiter des Einkaufs von Brotzeit, ist ständig auf der Suche nachpreisgekrönten Bieren und etablierten Brauereien in Deutschland um deren Biere in Singapur anzubieten.


Zu Probieren gab es alte Bekannte, aber auch besondere Sorten wie zum Beispiel Schneider Weisse Tap X – Nelson Sauvin, einer limitierten Auflage Flaschenbier. Ganz etwas Feines, denn der Hopfen stammt aus der neuseeländischen Nelson Bay-Weinregion. Das erklärt auch den Preis von 29S$ pro Flasche. Dann gab es auch noch Schneider Weisse Aventinus Eisbock, mit 12 % Alkoholgehalt das stärkste Flaschenbier in Singapur. Gereift in einem speziellen Gefrierprozess hat dieses Bier Aromen von Pflaume, Banane und Gewürznelke. Angeblich auch von Bittermandel und Marzipan, aber das habe ich nicht herausgeschmeckt. Wahrscheinlich habe ich dabei zu sehr an Amaretto gedacht.

Solch ein Tasting kann sehr lustig werden, gerade mit den richtigen Leuten am Tisch. Unser Tischnachbar war kein Bierfreund und anfangs ziemlich still. Ich weiß nicht, ob unsere Unterhaltung oder der stete Biernachschub schuld war, aber er taute im Laufe des Abends etwas auf und ist später relativ fröhlich nach Hause gegangen.
Vor der Abschiedsrunde gab es eine Überraschung: Breznschnaps. Schmeckt wie ein weicher Grappa, ist aber wirklich aus Brezel gemacht. Da waren wir alle baff, aber es hat super geschmeckt und ist nur in Singapur erhältlich.

Nach dem Tasting sind wir noch weitergezogen und auf spanisches Bier umgestiegen (um europäisch zu bleiben). Beim nächsten Mal gibt es wieder lokales Reisbier!