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Weihnachtsfeier im Condo

Eine Weihnachtsfeier jagt die nächste. Schon verrückt, denn wir befinden uns in einem Land, in dem der Großteil der Bewohner nicht dem Christentum angehört und mit der ganzen „Jesus-ist-geboren-das-muss-gefeiert-werden-Tradition” gar nichts am Hut hat.

Aber die ganze Welt mag nun mal unser Weihnachten, weil das Drumherum so schön ist. Wenn ich durch die Orchard Road spaziere, sehe ich allerdings auch, dass man es übertreiben kann… In diesem Jahr waren wir zum ersten Mal bei der Weihnachtsfeier in unserem Condo zugegen. Die meisten internationalen Schulen haben schon Ferien und so tummelten sich überwiegend asiatische Nachbarn in den beiden function rooms unserer Wohnanlage.


Die Kinder durften sich mit dem Weihnachtsmann unterhalten und die Ballonkünstler beschäftigen, während die Erwachsenen eher auf die Eröffnung des Büffets warteten. Da konnte man praktischerweise auch mal schnell direkt vom Pool hineilen, denn spielen und schwimmen macht hungrig – keine Zeit zu Umziehen:

 

 

Von dem Essen ist nichts übriggeblieben, denn der schlaue Mann baut vor. Die Leute haben die Speisen direkt vom Tisch in ihre Taschen wandern lassen, eine Dame neben uns war sehr gut mit Tüten und Karton vorbereitet. Ich habe keine Ahnung, ob sie wirklich in unserem Condo wohnt, aber essensmäßig ist sie nun bis Weihnachten ausgestattet.
Da es doch eher eine Feier für die Kinder war, haben wir uns bald in unseren 30. Stock auf den Balkon zurückgezogen. Angespornt von den Nachbarn, haben auch wir einen Teller stibitzt und das Dessert zu zweit beim Sonnenuntergang genossen.




Schüsse im Condo

Das Expatleben ist ein Heiligtum. Der größte Anteil der Entsandten in Singapur lebt in sogenannten Condos. Das sind Wohnanlagen, die an Feriendörfer erinnern und auch so verwaltet werden. Hier fragt niemand nach dem Hausmeister, da gibt es Security, Manager und weitere Angestellte. Pool, Barbecue, Tennisplatz und Fitnessraum müssen gepflegt werden und täglich werkeln die Gärtner auf dem Gelände herum, damit alles hübsch aussieht. In irgendeinem Stockwerk ist auch immer eine der Putzfrauen zu finden, die das Treppenhaus sauber halten. Da darf nichts den Frieden und die Behaglichkeit stören, denn die Condo-Konkurrenz ist groß und bei den horrenden Mieten in Singapur muss nun mal auch etwas geboten werden.

Vögel im Übermaß gehören dabei nicht zu den Vorzügen einer Wohnanlage. Krähen sind keine einheimischen Vögel, wurden aber vor Jahren eingeführt, um den schädlichen Nashornkäfer zu eliminieren. Bei dem tropischen Klima vermehren sich die Krähen das ganze Jahr hindurch vielreich und es ist eine regelrechte Plage entstanden. Sie stellen eine Gefahr dar für fremde Nestlinge und Vogeleier und nehmen so Einfluss auf die Population der einheimischen Vogelwelt. Dazu sind Krähen mit ihrem heiseren Gekrächze wahnsinnig laut und haben auch einiges an unschönen Hinterlassenschaften zu bieten. Darum wird ihnen ganz simpel der kurze Prozess gemacht: Ein Aushang am schwarzen Brett warnt noch schnell vor Schussgeräuschen und am nächsten Tag erscheinen die “Crowbusters” auf der Bildfläche. Allesamt Freiwillige aus Schützenvereinen. Dann ist für ein paar Minuten Schusswaffengeballer zu hören, die schwarzen Flugtiere fallen auf den Boden und schon ist die Show vorbei. Nur noch die toten Tiere einsammeln, und das schöne friedliche Leben kann ohne krächzende Geräuschkulisse weitergehen.




Mahjong im Reflection

Heute war ich zu einer Mahjong-Gruppe eingeladen. Einmal in der Woche treffen sich ein paar deutschsprachige Frauen in privater Runde und spielen dieses tolle chinesische Spiel, welches ich Dank meiner Freundin Franziska schon vor vielen Jahren in Deutschland gelernt habe. Das Spiel ist vom Grundsatz ähnlich wie Rommé, wird allerdings mit Steinen mit chinesischen Schriftzeichen gespielt. Hier gibt es eine ganz gute Anleitung:
http://blog.chinatours.de/2012/06/14/mahjong-spielanleitung/#

Es gibt mehrere Spielvariationen und ich musste ein wenig umlernen und neue Begriffe lernen. Da es unter den Expats ein ständiges Kommen und Gehen ist, waren die Mädels froh, dass mit mir Spielernachwuchs angekommen ist und auf Mahjong habe ich mich schon total gefreut!
Nach Ankunft bei der Gastgeberin habe ich erst wahrgenommen, dass diese im Reflection wohnt.

Dieses Condo wurde von Daniel Libeskind konzipiert, der unter anderem auch das Jüdische Museum Berlin entworfen und den Masterplan für das World Trade Center Memorial erstellt hat.

Die Gebäude sind außergewöhnlich in ihrer gebogenen Form und sehr schön anzusehen. Die unterschiedlichen Höhen von Villenblöcken und majestätisch hochragenden Wolkenkratzern (bis zu 42 Stockwerke hoch) ergeben einen tollen Kontrast und bei blauem Himmel sehen die Häuser aus wie in die Landschaft gemalt.

Das Reflection liegt in Keppel Bay und hat eine Küstenlänge von 750 m. So hat man den Blick auf die wartenden Containerschiffe vor Singapur, den Yachthafen, Sentosa und Mount Faber.

Mit diesem Ausblick habe ich also den Tag verbracht, gespielt, nebenbei geklönt und lecker gegessen. Viele der Frauen leben ja schon paar Jahre hier und ich werde bei solchen Gelegenheiten immer mit den besten Tipps versorgt. So habe ich zum Beispiel erfahren, dass einer der besten Märkte sich ganz in der Nähe unserer Wohnung befindet. Solch einen suche ich schon die ganze Zeit. Ich werde demnächst berichten.

Danke an die Mädels für den schönen Tag und die tolle Bewirtung!