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Der fliegende Holländer zu Gast in Singapur

Die Klassikwelt Singapurs hat die erste Aufführung von Richard Wagners Oper „Der Fliegende Holländer“ lange herbei gesehnt. Nun war es endlich soweit. Eine gute Gelegenheit, das Victoria Theatre zu besuchen, dessen Anblick schon von außen überwältigend ist.
Ein wunderschönes Gebäude, das 1862 ursprünglich als Rathaus im neoklassizistischen Stil erbaut und von 2010 bis 2014 renoviert wurde.

An unserem Theaterabend gab es ein gewaltiges Gewitter und kurz vor dem ersten Donner war der Himmel rabenschwarz. Das hellerleuchtete Gebäude vor der dunklen Wolkenwand – Sehr passend zur druckvollen Wagnermusik. Dem Komponisten hätte es bestimmt gefallen.

Der Publikumssaal fasst 614 Zuschauer und macht seinem Namen alle Ehre. Viktorianisch, aber trotzdem dezent und unaufdringlich. So warteten wir auf den Vorstellungsbeginn und waren sehr gespannt auf die Inszenierung. Und das Warten sollte sich lohnen. Die Vorgeschichte des Holländers wird während der Ouvertüre mit chinesischen Schattenspielen erzählt. Diese Kunst mit Licht und Puppenspielern ist in Asien weit verbreitet und gehört zu den alten Traditionen. In allen drei Akten taucht diese Spielkunst immer wieder auf und im Einklang mit der Musik und dem Gesang haben sich alle Zuschauer in den Bann ziehen lassen. Die internationale Besetzung fand ich grandios, allerdings bin ich auch voreingenommen, weil ich die Sänger ein paar Tage zuvor kennenlernen durfte.

Ich mag diese kräftigen Stimmen und fand es beeindruckend, wie Solisten und Chorsänger die deutschen Texte beherrschten. Kaum einer auf der Bühne war deutschsprachig, also Hut ab vor der Leistung.

Wagneropern werden traditionell ohne Pausen durchgespielt. Das ist nicht so mein Ding. Ich mag das Gläschen Champagner zwischendurch und hätte auch gerne mal die Beine ausgestreckt. Wagnerianer werde ich also nicht, aber die Vorstellung hat uns wahnsinnig gut gefallen und das gesamte Publikum war begeistert. Beim Schlussapplaus gab es völlig zu Recht Standing Ovations, aber nach 2,5 Stunden still sitzen wäre ich auch aufgestanden, wenn es mir nicht gefallen hätte.




Kusu Island – Ausflug mit Seeluft

In einem Sturm erlitten der Sage nach ein chinesischer und ein malaiischer Fischer Schiffbruch. Eine Meeresschildkröte verwandelte sich in eine Insel um die beiden zu retten: So entstand der Name Kusu Island (Kusu bedeutet im Hokkien-Dialekt „Schildkröte“). Eine schöne Geschichte, aber in einer anderen Erzählung rührt der Name daher, dass die Insel vor diversen Landaufschüttungen die Form einer Schildkröte hatte.  Egal, wir sind vom Marina South Pier mit dem Boot die sechs Kilometer nach Kusu Island gefahren.

Nach 20 Minuten Fahrt betreten wir die Insel und nur wenige Meter vom Anleger entfernt befindet sich der Da Bo Gong-Tempel, in dem der Dankbarkeit und Freundschaft der geretteten Fischer gehuldigt wird.
Wir befinden uns im neunten Monat des Chinesischen Kalenders. Dem Monat, in dem die Fischer vor langer Zeit angeblich gerettet wurden. Jahr für Jahr pilgern viele Taoisten und Buddhisten in diesem Monat als Bittsteller nach Kusu Island. Es wird für Wohlstand, Erfolg und Kindersegen gebetet. Den vielen glühenden und intensiv duftenden Räucherstäbchen nach war der große Ansturm bereits vor uns da.

Ein paar Meter vom Tempel entfernt konnten wir bei den Garküchen eine kurze Pause einlegen. Leider waren die Kühlschränke nicht eingeschaltet und die Getränke wurden nur warm verkauft. Allerdings gab es Eiswürfel dazu und wo die herkamen, hat mir niemand verraten wollen. Bei dieser Hitze habe ich ständig Lust auf Cola, also habe ich eine Dose der warmen Brühe getrunken und weiter ging es auf den Hügel, auf dem sich die Schreine des wohltätigem Syed Abdul Rahman, seiner Mutter und seiner Schwester aus dem 19. Jahrhundert befinden. Den Weg dorthin säumen gelb getünchte Mauern, auf denen die Gläubigen ihre Wünsche schreiben. Unmengen an Lotteriezahlen sind zu sehen und daneben die Bitten für gute Schulnoten und Examen. Daran erkennt man mal wieder die wichtigsten Werte in der Gesellschaft.


Auf dem Hügel angekommen wird für einen kleinen Obulus die Erfüllung der Sehnsüchte nochmals unterstützt. Einfach 2 S$ in das Kästchen werfen und der malaiische Diener fängt laut an zu rufen und zu beten. Danach gibt es sogar noch einen Zuckerbonbon und der Nächste ist dran. Wirkt nicht wirklich fromm, ist aber eine grandiose Show.

Am späten Nachmittag war Ebbe und wir konnten durch die Lagune wandern. Barfuß ist es zu gefährlich, denn die auf das Wasser wartende Tierwelt ist zahlreich vertreten. Es liegen so viele Schnecken im Sand, dass man immer welche unter den Füßen hat. Ausweichen ist auch schwierig, denn dann könnte man auf eine der Korallen treten. Ich habe mich gegen die Schnecken und für die Korallen entschieden. Eine Seegurke konnte ich anfassen, das war merkwürdig. Die Haut fühlt sich hart, aber sehr dünn an und darunter ist es wabbelig. Anemonen sind sehr zahlreich vertreten und fast hätten wir Nemo gefunden.

Die Kinder bei uns sind fast ausgeflippt und konnten sich nicht satt sehen an dem ganzen Getier, das zu sehen war. Ich habe auch nicht erwartet, dass es so interessant wird auf der kleinen Insel.

Um 19:00 Uhr fährt täglich das letzte Boot zurück nach Singapur. Kurz nach der Abfahrt mussten wir nochmal umkehren, weil zwei Passagiere vergessen wurden. Aber dann ging es zurück mit einem wunderschönen Blick auf das beleuchtete Marina Bay Sands.

Zurück am Pier hat mein Freund Fred am Auto noch eine Überraschung parat gehabt. Kofferraumhaube auf und es erschienen eisgekühltes Bier, Schnitzel, Gurken, Brot und Schokolade. Der Mann weiß wirklich, wie man einen Abend ausklingen lässt!

 




LUMAS

Es ist Sonntagvormittag und ich lasse ein aufregendes Wochenende der Kunst und Kultur ausklingen. Am Freitag ging es um Fotografien. Die LUMAS Galerie im Paragon Shopping Centre hat die Mitglieder der German Association zu einem interessanten Abend eingeladen.

Die Idee von LUMAS ist vor 1996 in Berlin entstanden und mittlerweile gibt es Dependancen in mehr als 20 Ländern. Hier wird Kunst verkauft und verbreitet.
Die exklusiven Originalabzüge namhafter wie auch unbekannter Künstler sind handsigniert und limitiert, wobei die Auflagen von Großformaten zwischen 75 und 150 Abzügen liegen.

Mit einem Glas Wein in der einen und Häppchen in der anderen Hand durften wir durch die Räume schlendern und die ausgestellten Stücke in aller Ruhe ansehen. Unter uns Besuchern entstanden schnell rege Diskussionen über die verschiedenen Bilder.

 

Für jeden Geschmack war etwas dabei und wir hätten alle Fotografien ohne Streit aufteilen können. Mein Favorit ist das Porträt von Amy Winehouse. Ihr Blick ist einfach sensationell und ich mag die Farben.

Die Abzüge werden traditionell chemisch entwickelt und mit elastischem Silikon auf eine Acrylglasplatte gebracht. Dadurch entsteht ein spezieller Look der wirklich schön und eigen ist. Außerdem ist die Herstellungsweise gerade für das tropische Klima in Singapur gut geeignet, denn damit entstehen keine Verfärbungen und es ist kein Problem, wenn ein Gecko über die Platte huscht. Kann hier ja durchaus mal vorkommen.

Zuhause habe ich bereits ein kleines Bild von LUMAS hängen, aber ich bevorzuge Großformate und werde nochmal über Amy nachdenken müssen. Auf jeden Fall habe ich an diesem Abend den Unterschied zwischen Kunst und Dekoration gelernt.




Pulau Ubin

Am Wochenende sind wir der Stadt entflohen und nach Pulau Ubin gefahren. Dieses ist die zweitgrößte von Singapurs 61 Inseln und liegt vor der Nordostküste der Stadt in der Straße von Johor. Von unserem Viertel River Valley dauert es 1,5 Stunden mit dem Bus, um in Richtung Osten zum Changi Point Ferry Terminal zu gelangen. Dort liegen kleine Boote, die jeweils 12 Passagiere auf die Insel bringen. Fahrpläne gibt es nicht, sobald ein „Bumboat“ komplett ist, geht die Reise los. Der Fahrpreis liegt pro Strecke bei 3 S$ pro Person und wer zu ungeduldig zum Warten ist, kann sofort losfahren, wenn er die noch freien Plätze zahlt. Als wir am Ableger ankamen, wurden noch genau zwei Personen zur Abfahrt benötigt und darum konnten wir sofort durchstarten.

Nur 10 Minuten dauert die Überfahrt. Nach der Ankunft kommt man zuerst an den vielen Fahrradverleihern vorbei. Ein Teil der circa 100 Bewohner verdient auf diese Art sein Geld. Das Angebot ist sehr unterschiedlich, denn es gibt alles vom uralten Drahtesel bis zum nagelneuen Mountainbike. Wir haben sogar hohe 28er Räder bekommen, das war das erste Mal in Asien.
Also ab in den Dschungel. Die Insel ist gute 10 km² groß und mehrere Schilder weisen die verschiedenen Wege. Wir sind einfach drauf los gestrampelt und haben nach den letzten Wochen im Stadttrubel den stillen Regenwald genossen. Ab und zu war einer der vielen Vögel oder ein Rascheln zu hören. Eine Zeitreise per Rad. So muss Singapur früher ausgesehen haben. Weitgehend ist das Areal naturbelassen und auf den Wegen liegen vom Baum gefallende Lietschies und andere Früchte. Ein Paradies für die vielfältigen Arten von Tieren auf der Insel.

Jede Menge bunte Vögel und sogar einen Flugdrachen haben wir gesehen. Letzterer kam zum Glück gerade angeflogen, sonst hätten wir ihn nicht entdeckt. Am Baum sitzend ist er kaum zu sehen, weil er die gleiche Farbe wie die Baumrinde hat.

Affen sind uns glücklicherweise keine begegnet, denn die sollen auch angriffslustig sein. Allerdings hat ein Wildschwein auf Futtersuche uns kurz stoppen lassen. So groß und schwer wie der Eber aussah, wollten wir kein Risiko eingehen und ihn nicht stören. Mit der Schnauze auf dem Boden hat er sich von einem Dickicht in das andere geschnuppert. Menschen scheinen für ihn aber uninteressant zu sein, er hat nicht mal aufgeschaut.

Nach wenigen Kilometern kamen wir in die Chek Jawa Wetlands, einem Naturschutzgebiet mit Mangroven. Hier ist der Zutritt nur ohne Fahrrad erlaubt.
Wir sind ein paar Schritte den Weg entlang gelaufen und kamen zu einem Aussichtsturm. In der Höhe von 20 Metern hatten wir einen wunderschönen Überblick über die Insel mit dem Regenwald und Sicht auf Singapur.

Etwas weiter entfernt führt ein Stelzenweg am Wasser entlang. Leider war bei uns gerade Ebbe und so hatten wir den puren Meeresboden unter den Füßen. Bei Flut ist es wahrscheinlicher noch schöner, wenn das Wasser unter dem Steg hindurch fließt.

Aber man spürt hier auch die Nähe der Stadt und des Flughafens Changi. Alle paar Minuten kommt ein Flieger im Landeanflug vorbei.

Nach dem Fußmarsch ging es wieder weiter per Rad. Unterwegs haben wir Holzhäuser und Blechhütten gesehen, in denen die Bewohner leben. Einige verkaufen kalte Getränke an Touristen. Das sieht aber nicht sehr einladend aus und wir waren froh, unsere eigenen Getränke dabei zu haben. Mückenspray und Sonnencreme sollten auch mitgebracht werden, denn im Wald ist einiges an Ungeziefer unterwegs und wenn man aus dem Dschungel herauskommt, kann die Sonne gnadenlos vom Himmel knallen. Dafür wurden wir immer wieder mit phantastischen Ausblicken und Impressionen belohnt.

An diesem Tag haben wir nur die Hälfte der Insel gesehen, denn um 18:00 Uhr werden dort die nicht vorhandenen Bürgersteige hochgeklappt. Die Rückfahrt verläuft gleich wie die Hinfahrt. Anstehen, 12 Leute zusammen bekommen und bezahlt wird auf dem Bumboat. Eine energische Dame mit Mikrophon hat alles im Griff und macht die Ansage, wann das Boot betreten werden darf.

Am Changi Point Ferry Terminal haben wir im Hawker Center noch etwas zu Essen bestellt, ein Bierchen getrunken und danach völlig kaputt im Bus gesessen. Wir hatten keine langen Strecken hinter uns, weder zu Fuß noch mit dem Rad. Aber bei der feuchten Wärme zählt eben jeder Schritt dreifach. Darum ist es ganz gut, dass wir die andere Hälfte von Pulau Ubin an einem anderen Tag erkunden werden.




Redaktionskonferenz Impulse

Nach Monaten der Auszeit gab es mal wieder etwas zu arbeiten. Zumindest ein bisschen.

Ich durfte an einem Redaktionstreffen der deutschsprachigen Zeitschrift „Impulse“ teilnehmen. Dieses Magazin existiert in Singapur seit 1988 und erscheint monatlich mit einer Auflage von 3500 Exemplaren. Inhaltlich geht es um Informationen über das gesellschaftliche Leben in Singapur. In der deutschsprachigen Community weiß hier jeder, wovon die Rede ist und seit August bin auch ich eifriger Leser.

Das Team der Impulse besteht hauptsächlich aus ehrenamtlichen Profis und Laien, die motiviert und engagiert Monat für Monat das Heft mit Informationen und interessanten Berichten von Land und Leuten füllen.

Aufgrund meines Blogs sind die Herausgeber auf die Idee gekommen, einen Neuankömmling seine ersten Schritte und Erfahrungen in Singapur beschreiben zu lassen. So erscheint im November mein erster Artikel in der Impulse (Seite 26) was mich ein bisschen stolz macht! Damit ist auch die Einladung entstanden, in der Redaktion zur Konferenz vorbei zu schauen.

Gestern ging es um das Dezemberheft und schnell befanden wir uns mitten im Brainstorming für Weihnachtsideen. Gut, dass ich durch meine bisherige Arbeit für Werbung und Fernsehen schon daran gewöhnt bin, im Sommmer mit Weihnachtsbäumen zu arbeiten, sonst hätte mich die Situation verwirrt. Bei 30 Grad Außentemperatur und Flip-Flops an den Füßen über Adventskränze zu sprechen, ist ungewöhnlich. Die Ideen waren sehr vielseitig, Vorschläge und Schlagwörter flogen über den Tisch und wie ich finde, ist eine interessante Themenmischung entstanden. Eigentlich wollte ich ja nur zuschauen, war aber schnell mittendrin im Austausch und habe auch gleich neue Aufgaben zugeteilt bekommen. Ich freue mich darauf, weiterhin schreiben zu können und bin gespannt auf Reaktionen, wenn im November die Ausgabe mit meinem Beitrag erscheint.
Das Heft wird auch online abrufbar sein: http://www.impulse.org.sg/




Mückenpolizei

11 Uhr 30, es klingelt an der Tür.
Ich öffne, und vor mir stehen zwei Uniformierte mit gezückten Ausweisen: NEA, National Environment. Meine erste Bekanntschaft mit der Umweltbehörde.

Schon vorher habe ich Geschichten gehört von den Leuten, die in die Wohnung kommen und Blumentöpfe anschauen, Toilettenbürsten inspizieren und alles kontrollieren, wo Wasserlachen entstehen könnten.
Das hört sich nach totaler Überwachung an und genau das ist es auch. Aber bei mittlerweile mehr als 12.000 Dengue-Erkrankungen und 400 Zika-Fällen in diesem Jahr in Singapur bin ich erleichtert, dass diese Kontrollen stattfinden um der weiteren Verbreitung von Krankheiten Einhalt zu gebieten.

Der Officer war sehr höflich, hat sich die Schuhe vorm Betreten der Wohnung ausgezogen und war zufrieden, dass die Balkonpflanzen keine Unterteller haben, in der sich Wasser sammeln könnte. Vorher hat er noch mithilfe einer Taschenlampe unsere einzige Indoorpflanze untersucht. Die Kontrolle der Toilettenbürsten ist mir erspart geblieben. In unserem Appartement hätte er aber auch nirgendwo stehendes Wasser entdeckt, denn die 200 S$ Geldbuße für gefundene Mückeneier erspare ich mir gerne.

Beim ersten Vergehen wird meist nur eine Verwarnung erteilt, aber aufgrund der aktuellen Zika-Lage sind alle etwas angespannt. Die Verwehrung des Zutritts in die Wohnung kann darum auch 500 S$ kosten.
Für Firmen, besonders auf den Baustellen, ist es noch teurer und geht bis zu 10.000 S$ wenn Mückennester gefunden werden. Bei Wiederholungsfällen kann es sogar mit sechs Monaten Gefängnis enden.

Man kann davon halten, was man will und es gibt Fürs und Widers. Aber ich persönlich bin froh, dass die Mückenplage in Singapur gering gehalten wird. Durch sogenanntes „Fogging“ wird überall in den Condos und auf öffentlichem Grund Vorsorge betrieben. Dazu wird Insektenspray weitläufig und großzügig versprüht. Bei uns passiert das jeden Mittwoch. Im Treppenhaus gibt es einen Aushang, in dem gebeten wird die Fenster geschlossen zu halten, damit keine flüchtenden Insekten in die Wohnungen gelangen. Dazu gehören auch Kakerlaken und spätestens bei dem Thema hört der Spaß für mich auf. Aber nicht nur wegen der Tiere halten wir uns daran, sondern auch, weil es sich um eine heftige Chemiekeule handelt. Diese wirkt sehr effizient.
Vor 50 Jahren galt Singapur noch als malariaverseucht, doch wenn heute ein Insekt in der Luft herumschwirrt, bin ich total überrascht und denke ‘Wo kommst du denn her?’.




Strom und Adapter

Wir haben einige Elektro-Geräte von zu Hause mitgenommen um nicht alles neu kaufen zu müssen.

Das ist völlig problemlos, denn die Netzspannung in Singapur beträgt ebenso 230 V wie wir es kennen, und die Frequenz ist mit 50 Hz auch die gleiche wie in Deutschland. Alle Geräte können also ohne Sorge benutzt werden.

Unterschiedlich sind nur die Steckdosen. Diese sind vom Typ G, dem gleichen Typ wie in Groß Britannien und mit einem drei-poligen Stecker nutzbar.

Demzufolge brauchten wir die passenden Adapter, die hier in Singapur aber überall erhältlich sind. Beim Adapter-Kauf habe ich wieder gemerkt, in welcher Multikulti-Welt wir hier leben. In vielen kleinen Läden und großen Supermärkten sind die Adapter zu bekommen. Ich habe eine große Ladung bei „Fair Price“ erworben, dort kosten die einfachen Stecker 2,50 S$. In Chinatown habe ich diese später sogar für 2 S$ gesehen. Preislich gesehen also besser in Singapur als in Deutschland kaufen.

Es geht aber auch ganz anders, zumindest für die schmalen deutschen Stecker: Oben einen schmalen Schlüssel hineinstecken und schwupps, geht der Stecker in die Steckdose. Keine Ahnung, ob das gefährlich ist, bei uns funktioniert es. Praktisch finde ich, dass jede Steckdose einen eigenen Schalter hat.

1998 wurde der Strommarkt in Singapur liberalisiert, seitdem gibt es mehrere private Stromanbieter. Diese sind wegen der schwankenden Preise allerdings nur für Großkunden vorteilhaft.
Der Normal- und Privatverbraucher bezieht seinen Strom wie auch Gas und Wasser über SP Services.

http://www.singaporepower.com.sg/irj/portal/spservices

Die Anmeldung ist nicht schwierig und wird meistens sowieso von dem Makler übernommen, der die Wohnung vermittelt.




Arab Street

Die Araber waren die ersten Händler in Singapur und ließen sich in der heutigen Arab Street nieder. Viele Einwanderer aus der Arabischen Welt folgten und mittlerweile ist das gesamte kleine Viertel unter dem Straßennamen bekannt. Geschäfte und Straßencafés in den vielen Shophouses reihen sich aneinander und wer etwas Geld ausgeben will, findet das ein oder andere Souvenir. Verhungern muss hier auch niemand.

Türkisch essen mit Fred. Kebab, Köfte, Salat und Reis – wir haben es uns gut gehen lassen und volle Teller auf dem Tisch gehabt. Dazu gab es einen stark gesüßten, heißen Apfeltee. So hübsch, wie die Teller angerichtet waren, so gut hat es auch geschmeckt.

In den bunten Straßen kann man herrlich schlendern, einen Mokka in einem der zahlreichen Cafés trinken und das Treiben der Touristen und Händler in den kleinen Gassen beobachten.
Selbstverständlich hat auch das arabische Viertel, das eigentlich „Kampong Glam“ heißt, ein Einkaufszentrum; wir sind ja schließlich in Singapur. Weit sind wir im „Golden Landmark“ aber nicht gekommen, denn gleich am Eingang gibt es einen wunderbaren Laden mit verschiedenen Duftölen, brennbaren Holzdüften und Weihrauch.

Adny Alhaddad, Inhaber vom „Alchemist“, hat uns durch seinen halben Laden schnuppern lassen und Geschichten zu den Rohstoffen erzählt. Ich habe vorher nicht gewusst, dass für bestimmte Holzarten viel Geld bezahlt wird, um sie danach wegen des Duftes zu verbrennen. Adny hat so enthusiastisch erzählt, dass Fred für jeden von uns ein Parfum gekauft hat. Dieses wird aus einer großen Karaffe in einen kleinen Flakon umgeschüttet, und zwar ohne Trichter. Ich hätte die Hälfte daneben gekippt. Auf dem Deckel wird noch der eigene Name eingraviert. Eine schöne Erinnerung an diesen Tag.

Nach unserer Schnupper-Orgie hat Adny uns noch quer durch Arab Street an der Sultansmoschee mit der großen goldenen Kuppel vorbei zu seinem chinesischem Lieblingscafé geführt und einen Kaffee ausgegeben. Auch das ist so toll und typisch für Singapur: in Chinatown stehen Moscheen und im arabischen Viertel trinken wir Kaffee beim Chinesen!

Der Chinese liegt genau gegenüber vom Sultanspalast, also haben wir den auch gleich angeschaut. Der malaiische Sultan hat sich hierhin zurückgezogen, nachdem die Engländer ihm im 19. Jahrhundert Singapur abgekauft hatten. Damals lag der Palast noch am Meer. Ein kleines aber feines Grundstück hat Seine Hoheit da gehabt. Trotzdem hat Sultan Hussein es nicht lange ausgehalten und ist nach Malaysia gegangen. Heute beherbergt der einstige Palast das “Malay Heritage Centre”, welches die malaiische Geschichte erklärt. Für 4 S$ Eintritt habe ich in den gut gekühlten Räumen ein wenig herumgestöbert und interessante alte Fotos aus der Sultanszeit angesehen.

Mal wieder ein Tag in asiatischer Gelassenheit, aber mit einem ganz anderem Flair.




Wonder Full vor Marina Bay Sands

Das Marina Bay Sands Hotel ist für mich persönlich ja immer noch der Hammer und ich kann mich nicht daran satt sehen. Ich denke bei dem Anblick immer an die schwebende Enterprise, die nun zur Erde zurückgekehrt ist.

Auf der Event-Plaza vor dem Marina Bay Sands Hotel findet seit 2011 an jedem Abend mehrmals eine wunderschöne Licht- und Wassershow statt, genannt „Wonder Full“. Diese kostenlose Openair-Veranstaltung schildert in 13 Minuten sehr anrührig die Geschichte des Lebens. Videoprojektionen erscheinen im Wassernebel vor der Skyline von Singapur und werden mit farbigen Lichteffekten und Laserstrahlen unterstützt. So wird die Entwicklung von der Geburt bis ins hohe Alter in verschiedenen Episoden dargestellt und manch einer erkennt sich oft selbst wieder.
Alles ist perfekt aufeinander abgestimmt und auch sehr kitschig, aber mit der lauten Musik habe ich mich in den Bann ziehen lassen. Als dann noch Louis Armstrong sein „Wonderful World“ anstimmte, liefen sogar ein paar Tränen vor Rührung. Kitsch kann auch sehr schön sein. Das Seifenblasenmeer am Schluss über die Plaza hat mich in die Wirklichkeit zurückgeholt.

Wenn wir abends auf unserem Balkon sitzen, sehen wir die Laserstrahlen Richtung Marina Bay am Himmel und ich muss immer an Louis Armstrong denken.

Showzeiten
Sonntag – Donnerstag: 20:00pm + 21:30pm
Freitag & Samstag: 20:00pm, 21:30pm + 23:00pm




Fort Canning Park

Nach einem herrlichen Dinnerabend mit Freunden am Wochenende haben wir am Tag danach ausgiebig gefrühstückt und die terminfreie Zeit genossen.

Modell aus der National Gallery

Am Nachmittag mussten wir aber mal raus und sind in den„Fort Canning Park“ gegangen, der bei uns um die Ecke liegt. Mit viel Trinkwasser ausgestattet sind wir losmarschiert und haben nach kurzer Strecke das Schritttempo rapide verlangsamen müssen. Ich freue mich über jeden Sonnenstrahl, aber Sonnenschein in Singapur bedeutet auch erbarmungslose Hitze. Es waren 36 Grad Celsius mit einer gefühlten Luftfeuchtigkeit von 95%. Jeder Schritt war anstrengend und die Wasserflasche wurde schnell leichter.
Nur wenige Gehminuten von der quirligen Orchard Road entfernt, ist der Fort Canning Park eine ruhige Oase mitten in der Stadt.

Vom Fort ist nicht mehr viel übrig, aber das Tor und ein paar Kanonen gibt es noch aus der alten Zeit.
Wir waren vorher noch nie dort, obwohl wir so nah dran wohnen. Nach 20 Minuten hatten wir es geschafft und den Bukit Larangan erreicht. Bukit heißt Hügel auf malaiisch und wer in den Park möchte, muss da rauf.

Zum Glück sind es nur 60 Höhenmeter, aber bei der Hitze hat mir das absolut gereicht. An manchen Tagen ist man einfach nicht fit und heute war solch ein Tag. Viele Leute gehen gerade am Wochenende in den Park, machen ein Picknick und tratschen. Also gibt es genügend Sitzmöglichkeiten um sich zwischendurch auszuruhen. Die Asiaten sitzen meist auf dem Boden, gerne auch mal mitten auf dem Weg. Dafür sind die Bänke drumherum dann alle frei und mein Kreislauf hat dafür gesorgt, dass ich einige ausprobiert habe.
1822 wurde auf dem Bukit Larangan der erste Botanische Garten eröffnet und Sir Stamford Raffles, der englische Gründer von Singapur, hat ein Jahr später sein Haus auf dem Hügel bauen lassen. Von dort konnte er jederzeit auf den Fluss und das Treiben in der Stadt schauen. Einen herrlichen Platz hat er sich ausgesucht. Heutzutage ist der Blick leider durch die vielen Wolkenkratzer und hohen Pflanzen versperrt. Der Fluss lässt sich nur erahnen und das Meer ist durch die Landgewinnung ein paar Kilometer weiter nach draußen geschoben worden. Aber es ist sehr schön und vor allem sehr grün.

Auf dem neugewonnenem Land stehen nun so viele hohe Häuser, dass sogar der Leuchtturm auf dem Hügel außer Betrieb genommen wurde, weil er von den Schiffen auf dem Wasser einfach nicht mehr zu sehen war.
Langsam sind wir von einem Schattenplatz zum anderen gegangen und haben die seltene Ruhe genossen. Wir haben leider nicht geschafft alles anzusehen, was der Fort Canning Park bietet. Die alten Grabmäler, ein Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg und ein Wasserreservoir für die Stadt müssen noch auf mich warten.
Aber wir sind ja in der Nähe und können jederzeit wiederkommen.
Die Gräber auf dem ältesten christlichen Friedhof und den Kräutergarten werde ich auf jeden Fall bald besuchen!